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Apostolischer Nuntius für Bosnien-Herzegowina hält Mitternachtsmesse

Das neue Jahr 2019 begann für tausende Pilger in Medjugorje mit einem Gottesdienst in der Kirche des hl. Jakobus. Angereist aus aller Welt, füllten sie zu Silvester und am Neujahrstag nicht nur die Ortskirche, sondern auch die Halle des Hl. Johannes Paul II. und den Platz vor dem Außenaltar der Kirche. Fern von Feuerwerken und Lärm, Eile und Hast, erwarteten sie das Neujahr mit Gebet.

Den Gottesdienst zur Jahreswende leitete der Apostolische Nuntius in Bosnien und Herzegowina, Erzbischof Luigi Pezzuto, in Konzelebration mit dem Apostolischen Visitator für Medjugorje, Erzbischof Henryk Hoser, dem Provinzial des Franziskanerordens in Bosnien und Herzegowina, Pater Miljenko Šteko OFM, dem Pfarrer von Medjugorje, Pater Marinko Šakota OFM und weiteren 102 Priestern.

Auch am 1. Januar, dem Weltfriedenstag und Hochfest der Gottesmutter Maria, zelebrierte der Apostolische Nuntius das Hochamt um 11.00 Uhr mit der Pfarre Medjugorje und vielen Pilgern.

Neujahrspredigt von Monsignore Luigi Pezzuto

Hochgeschätzte Exzellenz,
vielgeliebte Mitbrüder im Priestertum,
vielgeliebte Ordensmänner und -frauen,
geliebte Brüder und Schwestern im Glauben,

das eine Jahr beenden, um das Neue zu beginnen. Es scheint ein unerbittlicher Weg zu sein, von dem sich niemand zwangsläufig zurückziehen kann. Aber für den Gläubigen ist es nicht so. Die Zeit ist die Gabe Gottes, und als solche sollte man sie leben, sich erinnern und sie durchschreiten. Dies ist die Dimension, in der sich unsere Entscheidungen im Wechselspiel befinden: man lebt die Erfahrung der eigenen Grenzen, aber vor allem die Erfahrung der Vorsehung, die vom himmlischen Vater kommt. Wahrhaftig, es ist die Zeit der Erlösung. Dies ist jedoch auch die Zeit, um im Einsatz, in der Planung, Liebe und Barmherzigkeit zu leben.

Der Beginn des neuen Jahres ermutigt uns, wie auch sonst, unsere Aufmerksamkeit auf Maria "Theotokos", auf  Maria die Mutter des Herrn, zu richten, die wir an diesem heiligen Ort als Königin des Friedens ehren.

Aus diesem Grund ruft die Eucharistie, die wir feiern, uns dazu auf, im Geiste zu verharren, um zu meditieren, zu beten und unsere persönliche und gemeinsame Verantwortung für den Wert des "Friedens" zu übernehmen, denn das ist auch heute noch eine Herausforderung für die gesamte Menschheit.

Uns auf diesem Weg der Betrachtung und vor allem der Bekehrung selbst zu „Friedensstiftern" zu machen, dazu werden wir von Papst Franziskus geleitet und geführt. Denn er möchte in diesem Jahr, anlässlich der Feierlichkeit zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2019, auch der universalen Kirche seine besondere Botschaft anvertrauen.

 1. Der Heilige Vater, ich würde sehr mutig sagen, dringt zu einem nicht einfachen Thema vor, aber gleichzeitig ist er inhaltlich und strategisch konsequent im Aufbau einer harmonischen und unparteiischen Gesellschaft.
Es geht um die "Politik", die Papst Franziskus als "gut" erhofft. So kreierte er den Slogan: "Gute Politik ist im Dienste des Friedens.
"Aber die Frage ist: Was ist "gute Politik" und worum geht es? Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Antworten gegeben, die nicht immer in Einklang mit der gesunden, persönlichen und sozialen Anthropologie standen, sowohl in philosophischer als auch in praktischer Hinsicht. Nach diesen Strategien und Richtlinien ist "gute Politik“ die Suche nach Macht um jeden Preis.
Sie und ich wissen, dass dies keine "gute Politik" ist, weil ein Machtstreben um jeden Preis zu Missbrauch und Ungerechtigkeit führt. - Dies lehrt uns die Geschichte.
Was ist dann das Konzept einer "guten Politik", kompatibel mit der gemeinsamen gesunden Vernunft und darüber hinaus erleuchtet durch den Glauben und die christliche Erfahrung?
Ich werde mit den Worten von Papst Franziskus antworten: "Die Politik ist ein grundlegendes Mittel für den Aufbau der Zivilisation und das Tun des Menschen […], aber sie muss "im Dienst der menschlichen Gemeinschaft gelebt werden."
„In dieser Hinsicht“, fährt der Papst fort, „stellt die politische Funktion und Verantwortung eine ständige Herausforderung für alle dar, die das Mandat erhalten, ihrem Land zu dienen.“ Und weiter erläutert er: „Wenn sie sich in grundlegender Achtung des Lebens, der Freiheit und der Würde des Menschen vollzieht, kann die Politik wirklich zu einer hervorragenden Form der Nächstenliebe werden.“

2. Außerdem fasst Papst Franziskus zusammen, und wir sind uns völlig einig: "Gute Politik" als "kostbare Form der Liebe" schließt alle sozialen Gruppen in einem doppelten Sinne ein: Erstens, alle Bürger sind Empfänger einer guten politischen Aktivität; zweitens "gute Politik" ist das Resultat, des Erkennens der Gaben und Fähigkeiten jeder Person, die ihren unverfälschten Beitrag im Lichte und der Selbstverwirklichung leisten muss."
Unter den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen sollte das Privileg den Jugendlichen, besonders in unserer Region Bosnien und Herzegowina, gewährt werden, aber ich möchte sagen auch in allen anderen Ländern des Balkans und der ganzen Welt.
Das große Problem der heutigen Jugend - die Wurzel des Übels ist die "Versuchung Misstrauen zu hegen." "Und wenn", sagt der Papst, "die Ausübung politischer Macht nur danach strebt, die Interessen des Einzelnen zu bewahren, ist die Zukunft Gefahren ausgesetzt, und junge Menschen können auf Grund von Misstrauen in Versuchung geraten."
Wahrhaftig, wir sind Zeugen vieler Situationen der Diskriminierung, in denen bestimmte Kategorien von Personen marginalisiert oder ausgeschlossen werden, vor allem junge Menschen. Marginalisierung, Diskriminierung bedeutet: Zum einen das Negieren der Möglichkeit der Teilnahme an einem Projekt, um die Zukunft aufzubauen; und zum anderen den Frieden aus dem Gewissen zu eliminieren, auf Grund mangelnder Perspektiven für die Zukunft. Dies führt zu Verzweiflung oder besorgter Suche nach Alternativen, die manchmal innerhalb ihres Herkunftslands utopisch sind. Es ist ein unglückliches Phänomen der Abwanderung junger Menschen, dass die Folgeerscheinungen der Verarmung intellektueller, arbeitender, künstlerischer und anderer Kräfte mit Schwierigkeiten auf quantitativer und qualitativer Ebene verbunden sind.
Es ist daher notwendig, dass junge Menschen in die Arbeit einbezogen werden, um die Zukunft einer jeden Nation aufzubauen, ihnen Vertrauen und Handlungsspielraum zu geben, damit sie die Protagonisten des Wachstums und des Fortschritts ihres Landes sein können. Junge Menschen werden nach Geschäftigkeit und Verfügbarkeit gefragt, um Protagonisten zu sein, und nicht nur passive Konsumenten des Wohlstands ihres Landes.

3. Es gibt noch ein Thema in der Papstbotschaft, das wir nicht auslassen können: die Frage von Migration und Migranten.
Papst Franziskus erkennt die tiefgreifende Ursache des heutigen Migrationsphänomens im Terror, der an den verwundbarsten Menschen ausgeübt wird, und "dieser zwingt zum Exodus ganzer Völker auf der Suche nach einem neuen Land des Friedens."
Der Terror vertreibt die Menschen, er macht sie an Geist und Körper brüchig und fordert sie manchmal dazu auf, extreme Entscheidungen zu treffen, die im Gegensatz zur menschlichen Würde und Gerechtigkeit stehen.
Aus diesem Grund die strenge Warnung von Papst Franziskus an die Welt der Politik: "Man kann nicht politische Ansprachen unterstützen, in denen versucht wird, Migranten für all das Böse zu beschuldigen und damit den Armen die Hoffnung rauben. Bei der Annäherung an das Migrationsphänomen sollte man stattdessen die Würde jedes Einzelnen, die Achtung der Rechte und des Gemeinwohls, sowie das Erschaffene respektieren, auf Grund der Ethik und des moralischen Gewissens.

“Liebe Brüder und Schwestern!
Ich denke, es gibt keine bessere Art und Weise, um diese Worte zusammenzufassen, als die Worte von Papst Franziskus selbst: "Die Friedenspolitik [...] kann man immer aus dem Geist des Magnifikats schöpfen, das Maria, die Mutter Christi, des Erlösers, und die Königin des Friedens, im Namen aller Menschen singt: „Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die Ihn fürchten. Er vollbringt mit Seinem Arm machtvolle Taten. Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen […] und denkt an Sein Erbarmen, das Er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig“ (Lk 1,50-55).
Amen

Quellennachweis: Informationszentrum MIR, Medjugorje
09. Januar 2019

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