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Erscheinungen, Visionen, Offenbarungen

Theologische Möglichkeit und Bedeutung dieser ungewöhnlichen Erscheinung,
von Pater Ivan Dugandzic, 1995

Inhalt dieser Seite

1. Außergewöhnliche Phaenomene in einer außergewöhnlichen Zeit

     Unter den Theologen gab es 1973 eine turbulente Debatte über die Bedeutung der Auferstehung Jesu und den Sinn der Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen, wie sie uns im Neuen Testament überliefert sind. R. Pesch, ein liberaler Theologe, hatte diese Diskussion provoziert, indem er sagte, dass "die Berichte über die Auferstehung nur ein Ausdruck des Glaubens der Jünger sei, für die eschatologische Bedeutung Jesu, seiner Mission und seiner Autorität, zur Rechtfertigung seines Todes." Die Berichte über die Auferstehung seien nur eine "Rechtfertigung" der Jünger, ihrer Entscheidung, diese "Bedeutung Jesu" zu verkünden. Sein Kollege, M. Hengel, ein gemäßigter protestantischer Theologe, bedauerte vor allem in seiner Antwort, dass in unserer Zeit die Erscheinungen als Halluzinationen bezeichnet würden, und sagte weiter:
"Weil die reiche mystische Tradition der Kirche versiegt ist, zumindest in unseren Ländern, sind diese Phänomene ein Kompetenzbereich für Psychiater und Drogenberater geworden, und nicht mehr für die Theologen". Eine Vision wird als "pathologisches Phänomen" bezeichnet. (ThQ 3/1973, S. 255). Es war fast wie ein prophetisches Wort, was acht Jahre später in Medjugorje bei den Erscheinungen geschehen wird.
    Die Bibel berichtet dennoch häufig über Erscheinungen und Visionen in Beziehung mit der Offenbarung Gottes den Menschen gegenüber, so dass wir sie als eines ihrer Hauptthemen bezeichnen können. Warum treffen also gerade diese Phänomene regelmäßig in der Kirche auf große Vorsicht und Skepsis von Seiten der kirchlichen Obrigkeit und des Klerus, von Seiten der Theologen gar auf mangelndes Interesse? Man könnte sagen, dass diese Phänomene mit Begeisterung nur von den Gläubigen aufgenommen werden, allerdings oft zu schnell und mit mangelndem Unterscheidungsvermögen. In der Menge der theologischen Literatur unserer Zeit ist es recht schwierig, ein solides theologisches Werk zu finden, welches von diesen Phänomenen handelt. Wenn wir die althergebrachte Definition der Theologie als Dienerin des Glaubens nehmen, so ist ihre erste Aufgabe, die "Offenbarung mit dem Licht des Verstandes zu erleuchten" und "sich um eine lebendige Erklärung des Glaubens zu bemühen" im konkreten Leben der Kirche. Warum also vermeidet die Theologie diese Phänomene, die offensichtlich auf das Leben der Kirche hin orientiert sind?
    Genau diese Phänomene sollten eine Herausforderung für die heutige Theologie sein, die sich mit viel Erfolg um besondere Fragen und Probleme kümmert; es scheint ihr aber der Sinn für das Ganze und des tiefen Geheimnisses, welches sich dahinter verbirgt, zu fehlen. Oder wir kommen zur Verwirklichung einer Unglücksprophetie von A. Comte, dem Vater des Positivismus, welcher vor 150 Jahren eine Verschiebung des theologischen Interesses vom Mysterium der Dreifaltigkeit, über die Christologie, hin zur Ekklesiologie vorhersagte, den die Kirche selbst einschlägt und durch den sie langsam aber sicher, ohne es zu bemerken, in den Positivismus abgleitet: "Sie wird sich nicht mehr mit Gott beschäftigen, sondern mit dem Menschen; sie wird nicht mehr die unerschöpfliche Wahrheit ergründen, sondern die positiven Phänomene ihrer eigenen Gemeinschaft." Einer der scharfsinnigsten und tiefsten Theologen unserer Zeit, Hans Urs von Balthasar, gibt fast indirekt zu, dass dies bereits eingetroffen ist, indem er sagt, dass die Kirche von heute "zum größten Teil ihre mystischen Züge verloren hat, um eine Kirche der Diskussionen, der Organisationen, der Sessionen, der Kongresse, der Synoden, der Kommissionen, der Akademien, der Parteien, der Funktionen, der Strukturen und Restrukturen, von Versuchen und von Statistiken zu werden."
    Es ist logisch, dass sich dies auch in der Theologie widerspiegelt. Diejenigen, die mit der Theologie zu tun haben, wissen, in welchem Maße sie heute von der Anthropologie, der Soziologie und der Psychologie überwuchert ist. Diese Wissenschaften können gewiss die Theologie bereichern, aber sie können sie nicht ersetzen, wenn diese wirklich eine "Wissenschaft Gottes" sein will, und nicht nur eine rein menschliche. Manchmal ist das Zentrum der theologischen Überlegung sehr von Gott auf den Menschen verschoben, von den Realitäten des Jenseits zu den Realitäten in der Welt, so dass es nicht schwer zu verstehen ist, warum der Zeitgeist und das vorherrschende geistliche Klima ganz und gar nicht offen sind für Erwägungen über Erscheinungen und Visionen. Aber weil diese Phänomene eine Erklärung fordern, ist diese auf einer Ebene gegeben, die nicht theologisch ist. Gewöhnlich sagt man gerne, dass die heutige Welt, die mit einem Mangel an Realität und gewissen Zukunftsangst konfrontiert ist, prophetische und apokalyptische Tendenzen als einen Ausdruck der Massenpsychose bezeichnet. Außergewöhnliche Phänomene werden mit einem pathologischen Zustand identifiziert und ihre Erklärungen werden der Psychologie und der Parapsychologie überlassen.
    Wenn es sich um Maria und ihre Erscheinungen handelt, so hebt man hauptsächlich die ausschließliche Mittlerschaft von Jesus zwischen Gott und den Menschen hervor und man kommt zu dem Schluss, dass Erscheinungen unmöglich sind, weil sie diese Wahrheit in Frage stellen. In manchen Ländern handelt es sich oft auch um eine oekumenische Taktik, die oberflächlich ist und auf Protestanten hinziehlt, die sich durch eine übertriebene Marienverehrung gestört fühlen. Manche Theologen befürchten als konservativ bezeichnet zu werden in einer Zeit, in der sich die Theologie, die in Mode ist, mit ganz konkreten Problemen des Lebens beschäftigt; was gut ist, aber nicht genügt.
    Indem man nun seit langer Zeit und aus der Nähe die Ereignisse in der Pfarrei Medjugorje beobachtet, sie theologisch zu erfassen sucht und indem man den Reaktionen eines Teiles der kirchlichen Öffentlichkeit folgt, kann man sich nicht dem Eindruck entziehen, dass gewisse fundamentale theologische Begriffe nicht klar sind. Dies ist einer der Hauptgründe der Verwirrung und Verwechselung. Wir müssen deshalb versuchen, diese Begriffe so klar und präzise wie möglich zu definieren.

2. Der Begriff der Erscheinung und der Vision in der Theologie

    Man muß sagen, dass die Theologie, die die Aufgabe hat, im Dienst des Glaubens und des Lebens in der Kirche zu stehen, keine leichte Stellung in unserer Zeit hat. Es wird von ihr verlangt, im Dienst der Praxis zu sein, und diese Praxis ist oft sehr komplex. Auf der einen Seite befinden sich die, für die die Praxis mit einem Verhalten identisch ist, welches gewöhnlich und erfahren ist und keine Neuerungen verträgt. Das sind diejenigen, die eine Theologie, die dem Neuen Vorrang gibt, als gefährlich einschätzen. Auf der anderen Seite steht die Praxis einer religiösen Erfahrung, die an Erscheinungen gebunden ist und von diesen bestimmt wird, oder die an unterschiedliche Formen der charismatischen Bewegung gebunden ist. Hier besteht die Gefahr, die Theologie als zu trocken einzuschätzen und sie im Namen einer Erfahrung als zu mangelhafte Überzeugung zu verwerfen.
    Es ist wichtig, nicht zu erlauben, dass eine gewisse Praxis der Theologie vorgezogen wird und umgekehrt, weder von der einen, noch von der anderen Seite. Und die Theologie selbst darf nicht die Praxis verwerfen. Da, wo die Erfahrung der Gläubigen fehlt, muss sie sie anregen, und da, wo sie bereits besteht, muss sie darüber wachen, dass diese Erfahrung nicht in eine falsche Richtung zielt, die nicht wünschenswert wäre. "Nichts, was gut und richtig in diesen neuen Erfahrungen ist, soll verloren gehen oder erstickt werden, aber auch nichts, was mit den christlichen Mysterien unvereinbar ist, darf sich einschleichen und aufzwingen. Es ist bekannt, dass in Momenten der Krise in der Welt und in der Kirche der religiöse Geist stark zu einer gefühlsmäßigen und spürbaren Erfahrung des Jenseits hin tendiert, um Tröstung für das Jetzt und Verheissung für das Zukünftige zu haben. Die Theologie muss hier das Überschwengliche und Krankhafte vom Gesunden und Guten unterscheiden, d.h. was mit dem Glaubensgut und den traditionellen Wegen des Heils vereinbar ist.
    Worin liegt letztendlich die Bedeutung von Erscheinung und Vision? Im weiten Sinne sind es "geistliche Erfahrungen", die auf eine natürliche Art und Weise den körperlichen Sinnen die unsichtbaren Realitäten, wie Gott, Engel und Heilige, wie auch die geschaffenen Dinge, zugänglich zu machen und das mit dem übernatürlichen Ziel des Heils des Menschen. Es kann sich auch um Ereignisse handeln, die entweder in räumlicher Entfernung sind oder in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegen". Die gesunde christliche Tradition hat niemals an der Möglichkeit dieser Phänomene gezweifelt, denn sie war sich dessen bewusst, dass so das Bild Gottes in Frage gestellt würde, welcher nicht nur frei am Anfang der Schöpfung der Welt war, sondern sich ständig diese Freiheit hinsichtlich seiner Schöpfung bewahrt hat.
    Dadurch, dass die Offenbarung mit dem Neuen Testament erfüllt ist, bewahrt Gott, der in einer gewissen Partnerschaftsbeziehung zur Welt und zum Menschen steht, seine Freiheit, in der menschlichen Geschichte zu handeln, aber immer nach der fundamentalen Bedeutung des Neuen Testamentes, welche die eschatologische Dimension ist. Gott respektiert immer die Tatsache, dass mit Jesus Christus die letzten Zeiten, die eschatologischen Zeiten, angefangen haben. Diese sind bezeichnet durch das Heilsgeschehen, welches mit Ihm begann. In dieser Zeit zwischen der Auferstehung und der Wiederkunft Christi kann Gott die Offenbahrung nicht im Sinne eines "neuen Bundes" ausweiten, wie es im Alten Testament der Fall war. Er kann nur dieses letzte Eingreifen am Ende der Zeiten vollenden, durch welches er das schon begonnene Heil der Welt in seine ganze Fülle hineinführt. In der Zwischenzeit kann er auf unterschiedliche Art und Weise auf die Realisierung diese Heils im gegenwärtigen Moment der Geschichte Einfluss nehmen. Eine dieser Möglichkeiten ist, sich durch Bild oder Wort mitzuteilen. Diejenigen, die dieses verneinen, würden die Freiheit Gottes in Frage stellen und die Besonderheit der christlichen Religion als Offenbarung. Deshalb muss das Wesen der "nachchristlichen" Erscheinungen und Privatoffenbarungen immer mit dieser eschatologischen Realität des Heils übereinstimmen.
    Die Kirche ist immer vorsichtig gegenüber diesen Phänomenen gewesen, indem sie sich an die neutestamentliche Ermahnung der Unterscheidung der Geister gehalten hat
(1.Kor.12.10;ö1.Joh.4.1; 1.Petr.5.8). In der Definition wurde bereits gesagt, dass all diese Phänomene in ihrer Intention mit dem Heil der Welt verbunden sind. Das erste Kriterium der Unterscheidung ist dort miteinbegriffen. Sind sie abgestimmt mit den normalen Wegen des Heils oder nicht? Weisen sie auf sie hin, oder verdrehen sie sie? Es ist nicht schwer zu beurteilen, ob diese Phänomene von einer gesunden Christusverehrung ablenken indem Maria in die Mitte der Verehrung, sozusagen als Konkurenz zu Ihm, gestellt wird. Und weiter, ob die Gläubigen zu einem wahrhaften Hören auf das Wort Gottes und einem sakramentalen Leben geführt werden. Es ist eine bekannte Tatsache, dass es vor dem Konzil Übertreibungen in der Mariologie und der Marienverehrung gab. Das folgende Kriterium bezieht sich auf die Seher und ihre Erfahrung der Vision. Wir müssen uns daran erinnern, dass gewisse Epochen diese Ereignisse favorisiert haben, wie in Zeiten der weltweiten Angst oder in religiösen Krisenzeiten. Deshalb ist eine Aufgabe der Theologie, über diese Phänomene zu wachen, um sie zu begleiten und um zu sehen, ob sie ein "Echo der Leere sind, in dem sich der Mensch selbst hört, oder eine Antwort, in der er Gott hört". Man muss auch zwischen den wahren Visionen und der intuitiven Erkenntnis oder der intellektuellen Erleuchtung unterscheiden, die durch das Gebet oder die Betrachtung erreicht werden. Man muss sagen, dass ein vorsichtiger Abstand hinsichtlich dieser Phänomene nicht zu verachten ist, sondern im Gegenteil einer der besten Dienste ist, der ihr geleistet werden kann.

3. Mystische und prophetische Visionen

    Aufgrund ihres Zieles unterscheidet die Theologie mystische und prophetische Visionen. Die ersteren betreffen nur die Person und ihr persönliches und geistliches Wachstum, wie dies bei vielen Mystikern der Kirche der Fall ist. Trotzdem schließt dies nicht eine gewisse öffentliche Dimension aus, die diese Visionen bekommen in dem Fall einer späteren Verehrung dieser Mystiker, nachdem sie selig oder heilig gesprochen worden sind. In diesem Sinne können wir diese Visionen im engen Sinne als privat und im weiten Sinne als Charisma bezeichnen. Die prophetischen Visionen haben von Anfang an einen öffentlichen Charakter. Sie sind Gabe oder Charisma einer oder mehrerer Personen für die ganze Kirche. Der Seher ist dazu berufen, sich an seine Umgebung oder an die ganze Kirche zu richten mit der Botschaft, die er empfangen hat. Ein Beispiel des ersten Typus der Visionen ist Gemma Galgani, für den zweiten Marguerite-Marie Alacoque.
    Was die Erfahrung des Sehers betrifft, so hat die mystische Vision immer einen intensiveren und stärkeren Einfluss auf das Privatleben des Sehers, was nicht im gleichen Maß der Fall ist bei einer prophetischen Vision. Dies ist verständlich, da die Personen, die von mystischen Visionen Nutzen ziehen, generell schon einen hohen Grad der Heiligkeit erreicht haben, wohingegen die Träger der prophetischen Vision oft einfache Gläubige sind, die durch "Zufall" ausgewählt wurden und sehr oft auch Kinder, die noch unreif für tiefe mystische Erfahrungen sind. Deshalb beeinflussen solche Visionen nicht so stark die Person des Sehers und er entwickelt sich langsamer im Sinne der Reife und der Heiligkeit seines persönlichen Lebens.
   Weil es sich zuerst um ein Charisma für die anderen handelt, braucht der Seher immer jemanden, der mehr in die Geheimnisse des geistlichen Lebens eingeführt ist und ihn in diesem Sinne führt. Sonst würde die Gefahr einer Verschiebung zwischen seiner ihm anvertrauten Rolle und der Heiligkeit seines persönlichen Lebens entstehen. Aufgrund der Tatsache, dass die Seher oft Kinder sind, bleiben ihre Visionen oft oberflächlich, selbst wenn sie einen körperlichen und objektiven Charakter haben (dreidimensional), wohingegen die mystischen Visionen normalerweise bildhaft sind (des inneren Zustandes der Seele). Zudem bewirken sie nie eine rasche und plötzliche Veränderung des Sehers. Die Bedeutung dieser Vision liegt in der langsamen Veränderung der Gläubigen, an die die Botschaft gerichtet ist. Es ist offensichtlich, dass man niemals diesen Effekt erreichen würde, wenn diejenigen, die die Botschaft erhalten, sich nicht auch zum Besseren verändern würden. Sie können es allerdings nicht, wenn ihnen nicht geholfen wird.

4. Natürliche, parapsychologische und übernatürliche Erscheinungen

    Wenn man von der Tatsache ausgeht, dass unsere menschliche Begrenztheit zwischen der Sphäre des Natürlichen, des Parapsychologischen und des Übernatürlichen für Gott kein Hindernis ist, und dass Gott in jedem guten Werk, das der Mensch vollbringt, handelt, so bemerkt K. Rahner, dass die Aussage "diese Vision kommt von Gott" für sich genommen unbestimmt bleibt und mehrere Bedeutungen zulässt. Weil der Mensch hinsichtlich seines Heils die Gnade Gottes, diese persönliche Anregung selbst in einem Ereignis, welches sich ganz natürlich erklären lässt, finden kann, so könnte man "als von Gott gegeben und als Gnade" selbst eine Vision bezeichnen, die man natürlich erklären könnte, vorausgesetzt, dass sie in den Grenzen des Glaubens und der christlichen Moral bleibt, nicht die geistliche Gesundheit des Sehers beeinträchtigt, sondern ihn im Gegenteil moralisch und geistlich aufbaut, selbst wenn diese Vision direkt und natürlich im psychischen Mechanismus verwurzelt ist.
    Vom theologischen Blickpunkt aus gibt es kein Hindernis, dass Gott sich Möglichkeiten bedient, die ganz und gar dem Menschen natürlich sind, um zu seinem Ziel, dem Heil des Menschen zu gelangen. Es ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, auf die Frage zu antworten, warum Gott immer außergewöhnliche Mittel in den Dingen benutzt, die er auch über die normalen menschlichen Kapazitäten und Möglichkeiten erreichen könnte. Der deutsche Philosoph Robert Spaemann kritisiert den Ansatzpunkt an die geistliche Wirklichkeit der modernen experimentalen Wissenschaften aufgrund der "Homogenisierung der Erfahrungen", d.h. des Versuchs, jede Erfahrung in einen vorbereiteten, experimentellen Rahmen einzugliedern. Andere sprechen von Verminderung, indem sie am selben Phänomen Bezug nehmen, besonders in der modernen Psychologie. Sie gebrauchen den Ausdruck "Psychologismus", durch welchen das Geistliche auf das Psychologische reduziert wird und dann zu einem Mechanismus, oder einer Hydraulik eines psychischen Apparates, um dann als reell empfangen zu werden... Nur wenn man den Psychologismus hinter sich lässt, wird es möglich, das Geistliche und vor allem das Religiöse im Menschen zu beobachten und frei zu beurteilen.
    In der Begegnung mit der Tendenz, alle parapsychologischen Phänomene als negativ einzuschätzen, fragt sich K. Rahner, warum man nicht die natürlichen, parapsychologischen Fähigkeiten einer religiösen Person, wie z.B. die Telepathie, das Sehen, die Psychometrie, wie alle anderen "normalen" Fähigkeiten einschätzen könnte, hin zu den Objekten der Naturreligion und so eine Motivation für die religiösen Handlungen würden und warum diese Handlungen nicht als "von Gott erfüllt und als Gnade" eingestuft werden"?
    So viele wichtige Ansätze für die richtige Einschätzung einer Vision im eigentlichen Sinn, d.h., welche ihren Ursprung in einer speziellen Intervention Gottes hat. Solch eine Vision, die regelmäßig von einem von allen erkennbaren Zeichen begleitet wird, ist also nicht die einzige authentische Vision. Unter diesem Aspekt stellt sich die Frage: "Warum wäre die kirchliche Anerkennung einer Vision, welche durch die Feststellung begrenzt bliebe, dass diese Vision durch ihren Inhalt und ihren Einfluss auf die Seher und die anderen, nur positiv sei und in diesem Sinne "von Gott komme", nicht in Betracht zu ziehen oder dass sie nur ein rechtmäßiges Echo einer wirklichen, mystischen Erfahrung sei, welche den Normen des Glaubens und des Verstandes entspräche, ohne dass in beiden Fällen die Kirche notwendigerweise ein wirklich wunderbares Eingreifen Gottes vermutet?"
    Deshalb gibt es auch noch keinen theologischen Grund, einer Vision jegliche Möglichkeit als von Gott kommend abzusprechen, wenn diese nicht von einem wunderbaren Zeichen begleitet ist, welches deutlich die Naturgesetze und den normalen Lauf der Dinge überschreitet und wenn sie vielleicht als natürliches oder parapsychologisches Phänomen erklärt werden kann. Es ist ein schwerwiegender Fehler, zu schnell ein Ganzes ohne Unterscheidung als möglich oder unmöglich zu bezeichnen, als von Gott gegeben, als Falle des Teufels oder als menschliche Illusion. Deshalb verlangen viele Theologen und allen voran K. Rahner, eine gewisse "Milde" den Erfahrungen der Seher gegenüber. Sie schätzen sie ein, dass man sie als "von Gott kommend" annehmen kann, selbst wenn man nicht alle Einzelheiten annehmen kann. Man muss auch die Tatsache bedenken, dass, selbst wenn die Authentizität einer Vision bereits von der Kirche anerkannt wurde (nach äußeren Kriterien), nicht jedes Detail des Inhalts authentifiziert oder aufgedrängt wird. Man kennt Fälle, in denen individuelle, offensichtliche Fehler in der Vision und den Prophetien der Heiligen approbiert wurden. Johannes Torello zitiert drei Typen von diesen Phänomenen und ihren Ursprung:
  1. Die Möglichkeit, dass eine wirkliche Offenbarung aufgrund von einem Mangel an Klarheit falsch verstanden wird. Im Gefängnis hat Johanna von Orleans eine Stimme gehört, die sagte, dass der "Retter" ihr helfen würde und dass sie die Freiheit mit einem großen Sieg erreichen werde. Dies hat sie als Befreiung aus ihrem Gefängnis interpretiert, was jedoch nicht eingetroffen ist.
  2. Es kann geschehen, dass eine wichtige Voraussetzung dem Empfänger der Offenbarung entgeht und dass er die Botschaft im absoluten Sinn versteht. Der heilige Vinzenz Ferrer, inspiriert durch eine seiner Offenbarungen, hat in den letzten 21 Jahren seines Lebens das Ende der Welt angekündigt, wobei er sich selbst auf Wunder stützen konnte.
  3. Visionen von geschichtlichen Ereignissen dürfen nicht bis ins kleinste Detail mit dem Verlauf der Geschichte verglichen werden, denn diese Visionen zielen nur auf die Gesamtheit und das Wesentliche. Die Mystiker sind sich nicht einig über die Zahl der Nägel, mit denen Jesus gekreuzigt wurde, aber alle bestätigen, sie gesehen zu haben
(hl. Gertrud, hl. Brigitte, hl. Katharina von Siena).
    Selbst eine authentische Vision kann Fehler betreffend des Bildes oder der von einer Person überlieferten Botschaft beeinhalten. Es ist möglich, dass sich mit der reellen Botschaft der Seher unbewusst und unwillentlich ihre eigenen Meinungen, Wünsche, Eindrücke anderer, Hoffnungen und Ängste ihrer Umgebung, vermischen. Das alles kann bestimmt sein durch die Umstände des Milieus der Seher, ihrer Epoche, ihrer theologischen Kenntnisse, wie auch durch ihr Temperament, welches ganz besonderen Einfluss auf die Übertragung der erhaltenen Botschaft ausüben kann.... K. Rahner bemerkt, dass in Fatima der kleine Francisco nicht immer alles gehört hat, was die Jungfrau zu den Sehern sagte. Manchmal hat er nur die Bewegung ihrer Lippen gesehen. Dies schätzt Rahner jedoch nicht als Gegenargument ein, sondern im Gegenteil als ein gutes Zeichen für die Autentizität der kleinen Seher.
    Es ist vielleicht nicht unnötig, eine Parallele mit den neutestamentlichen Berichten über die Erscheinung des Auferstandenen zu ziehen. Markus berichtet in der Erscheinung der Frauen von einem Jüngling, bekleidet mit einem weißen Gewand (Mk 16.5). Matthäus spricht vom "Engel des Herrn" (Mt. 28.2). Lukas von "zwei Männern in leuchtend weißen Kleidern (Lk. 24.4). Johannes nähert sich ihm am meisten und nennt "zwei Engel in weißen Gewändern" (Joh. 20.12). Die Exegese hat verschiedene theologische Absichten der Evangelisten und unterschiedliche Traditionen, aus denen sie geschöpft haben, entdeckt. Aber wir fragen uns, ob das reicht, ob damit alles gesagt ist? Warum erkennen die Zeugen der Auferstehung den Auferstandenen nicht sofort? Warum erscheint er "unter anderen Gestalten" (Mk. 16.12), einmal als Wegbegleiter, "ihre Augen waren wie blind, ihn zu erkennen" (Lk. 24.16), ein anderes Mal als "Geist" (Lk. 24.37) oder als "Gärtner" (Joh. 20.15)? Normalerweise sehen die Jünger Jesus, aber erkennen ihn erst, wenn er zu ihnen spricht (Joh. 21.4), und wenn sie ihn erkannt haben, verschwindet er vor ihren Augen. Deshalb ist selbst hier an der Wurzel der Offenbarung keine genaue Beobachtung, sondern was wichtig ist , sind die Botschaft selbst und der Glaube. Der Auferstandene macht sich erfahrbar, aber es ist offensichtlich, dass er sich nirgends ganz und gar an den Menschen ausliefert.
    All dies zeigt uns, dass Erscheinungen und Visionen an sich sehr komplexe und schwer beschreibbare Phänomene sind. Es ist nicht leicht, eine klare Grenze zwischen dem objektiven Ereignis und der subjektieven Erfahrung des Sehers zu ziehen. Gott bleibt unaussprechlich -inefabilis-, selbst, wenn er sich dem Menschen auf deutliche Art und Weise offenbart. Deshalb, wenn es sich um eine Offenbahrung handelt, bleiben immer viele Fragen und Mängel der Evidenz im Raume stehen. Das kann auch nicht anders sein. Die Aufgabe des Glaubens kann durch kein intellektuelles Wissen ersetzt werden. Der Glaube hat eine entscheidende Rolle in den von Jesus vollbrachten Wundern gespielt, ebenso auch im Erkennen des Auferstandenen und in der Verkündigung der Botschaft der Auferstehung. Darin liegt auch seine Aufgabe in den späteren Visionen und Erscheinungen. Man muss natürlich das Extrem vermeiden und nicht diese Rolle des Glaubens in dem Sinn verstehen, der sooft dem Christentum vorgeworfen wurde, dass "das Wunder das liebste Kind des Glaubens sei". Es handelt sich nicht um einen Glauben, der das Wunder erfindet, sondern um einen Glauben, der uneingeschränkt offen bleibt, das übernatürliche Eingreifen Gottes anzuerkennen und zu empfangen. Der Glaube muss natürlich von gewissen objektiven Zeichen begleitet werden, die das Phänomen bietet, und die ein Teil der Unterscheidungskriterien sind.

5. Kriterien hinsichtlich der Kirche

    Hier sind keine anderen Kriterien anzuwenden, als jene, die bereits für die Unterscheidung der Geister aufgeführt wurden. Johannes der Evangelist schreibt: "Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in der Welt erschienen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus als den im Fleisch gekommenen Christus bekennt, ist aus Gott. und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott (1.Joh.4.1-3; 5.1-4). Der Kontext der johanneischen Gemeinde ist hier mitzubeachten, denn die Gnosis leugnet die Menschwerdung Jesu. Trotzdem kann dieser Text ein Hauptkriterium in dem Sinne bieten, da er die zentrale Bedeutung Jesu Christi für das Heil des Menschen ausdrückt. Wenn der heilige Paulus sich an die Korinther wendet, so spricht er auch von dem Platz und der Rolle, die Jesus Christus im Leben der Gläubigen hat, aber unter einem anderen Gesichtspunkt. "Die Pneumatiker in Korinth haben keine Schwierigkeiten mit falschen Lehren, sondern mit dämonischen Machenschaften der Heiden". Dies zeigt sich im moralischen Verhalten einiger Mitglieder der Gemeinde. In beiden Fällen können diese Eingebungen nicht vom Heiligen Geist sondern nur vom Bösen kommen.
    An einer anderen Stelle spricht der Apostel von der Unterscheidung der Gaben. Der Gesichtspunkt hier ist die Nützlichkeit für den Aufbau der Gemeinde (1.Thess.5.19-21; 1Kor.14). Je mehr diese Gaben zum Aufbau und zur Stärkung der Kirche beitragen, desto mehr ist es sicher, daß sie Früchte des Geistes sind. Wenn sie allerdings die Einheit zerstören, kommen sie vom Bösen. Offensichtlich ist nur die Rede von einer wirklichen Gemeinschaft im Glauben und in der Liebe, und nicht von irgendeiner Ideologie. Deshalb kann der heilige Paulus an einer anderen Stelle sagen: "Denn es muss ja wohl Spaltungen unter euch geben, damit die Erprobten unter euch erkennbar werden" (1.Kor11.19). Ist dies nicht die Erklärung des Wortes Jesu: "Glaubt ihr, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung" (Lk.12.51). Gefragt ist eine vollkommene Hingabe an Jesus, die immer von einigen abgelehnt wird.
    Das ist alles, was das Neue Testament zu dieser delikaten Frage sagt, und zur selben Zeit ist dies eine Einladung zur Wachsamkeit und zur Nüchternheit (1.Petr.5.8). Selbst ohne viel darüber zu sprechen, so beinhaltet das Neue Testament einen roten Faden, welcher alle Schriften durchzieht und die notwendigen Voraussetzungen beschreibt, damit Gott handeln kann: die Begeisterung und die Öffnung für den Heiligen Geist, wie wir das bei Maria finden. Diese Öffnung ist in dem Eifer und der Verfügbarkeit gegründet für alles, was Gott dem Menschen schenken und für alles, was er von ihm verlangen möchte.
    Ferner muss hier wie auch an anderen Stelle die christologische Dimension des Heils als ein anderes Unterscheidungskriterium berücksichtigt werden. Der entscheidende Punkt ist, ob die Erscheinung zu Christus hinführt, oder von ihm entfernt. Wenn Christus an die Seite gestellt würde wegen einer Entwicklung von anderen Verehrungsformen, selbst, wenn sie sehr bedeutend wären, so müsste man dem Phänomen mit Misstrauen begegnen. Mit anderen Worten, je mehr die Botschaft uns Jesus annähert, so wie er uns im Neuen Testament vorgestellt wird, und dessen Herzstück die Bekehrung ist, desto größer ist die Möglichkeit, daß diese Botschaft echt ist. Es ist bereits gesagt worden, dass eine Offenbarung, die von einer privaten Erscheinung herrührt, nur einen stimulierenden Charakter hinsichtlich dessen, was bereits in der Heilsoffenbarung beinhaltet ist, haben kann. Deshalb ist es logisch, dass eine gewisse Einschränkung des Niveaus des Inhalts und der Kürze der Botschaft als gutes Zeichen genommen werden müssen, vor allem, wenn eine solche Botschaft ein Echo im Volk Gottes findet und Früchte der Bekehrung hervorbringt.

6. Die theologische Bedeutung von Marienerscheinungen

    Alles, was allgemein über Erscheinungen gesagt wurde, betrifft auch und besonders Marienerscheinungen, die die häufigste Art von Erscheinungen sind. Indem Papst Paul VI. von der heutigen Marienverehrung spricht, unterstreicht er, dass sie "den Platz Mariens in der Kirche deutlich machen soll". Maria ist ganz und gar für Christus und seine Kirche, deshalb gibt es keine gesunde Marienverehrung, die nicht zu Christus führen und dem Aufbau der Kirche dienen würde. Wie kann man in diesem Zusammenhang die seit zwei Jahrhunderten so häufigen Erscheinungen der Gottesmutter beurteilen? Dieses Phänomen kann nur im Licht des einzigartigen Platzes, den Maria in der Kirche innehat, beurteilt werden. Sie können nicht allein und getrennt behandelt werden. Sie sind ganz und gar in den Heilsplan eingebunden und haben eine starke, innere Beziehung zu den zentralen Heilsereignissen, mit Christus als dem Erlöser und mit der Kirche als Gemeinschaft der Erlösten.
    Die persönliche Heiligkeit Mariens und ihr Dienst im Heilsplan sind nicht zwei an sich durch Umstände angenäherte Realitäten, sondern sie bilden eine unzertrennliche Einheit. K. Rahner erläutert dies als eine Einheit zwischen der persönlichen Heiligkeit und dem Apostolat, welches notwendigerweise daraus entspringt, wo Maria in "außergewöhnlicher Art und Weise eine Darstellung der Kirche ist". Diese Beziehung zur Kirche hört nicht am Ende ihres irdischen Lebens auf, sondern ihre liebevolle Fürsorge für die Kirche ihres Sohnes ist umso stärker dort, wo sie in ihrem verherrlichten Leib als einziges Mitglied der Kirche ist, wobei die anderen, die noch der Hilfe bedürfen, noch auf dem Weg dorthin sind. T. Sagi-Bunic sagt das auch so: "Im Konzilstext ist die Aufnahme Mariens in den Himmel nicht als ein Weggehen und als eine Trennung verstanden, sondern als Empfang der aufblühenden Möglichkeit, um in einer noch höheren Art und Weise ihre aktive Rolle in der Heilsgeschichte mit Christus weiterzuführen".
    Unter diesen "aufblühenden Möglichkeiten" sind gewiss die Marienerscheinungen, die einen ganz besonderen Platz zu haben scheinen, ohne im Besonderen auf die Botschaft zu schauen, haben sie bereits eine theologische Bedeutung. Ihre Existenz ist schon die erste Botschaft, denn sie offenbaren das Geheimnis ihres Lebens und zeigen ihren Platz in der Heilsgeschichte. Sie finden nicht für Maria, sondern für die Kirche statt. Sie zeigen uns ihre Herrlichkeit, Maria zeigt uns die Möglichkeiten, die uns durch das Geheimnis ihres Sohnes angeboten werden. L. Scheffczyk schreibt: "Eine Marienerscheinung offenbart in wirklicher und persönlicher Art und Weise das ganze Geheimnis Mariens dem Seher, und durch ihn den Gläubigen".
    Es ist also nicht übertrieben, wenn man sagt, dass eine Marienerscheinung an sich eine der größten Botschaften für die Kirche ist, eine Ermutigung auf ihrem Weg in die Ewigkeit und auch eine Verpflichtung. Die Zeit der Kirche ist eschatologisch und Maria ist die einzige, die diese eschatologische Spannung zwischen dem schon gegebenen Heil und dem noch nicht vollendeten Heil nicht kennt, und deshalb muss ihre Handlungsweise immer unter diesem Aspekt betrachtet werden. "Sie wird immer einen retrospektiven Charakter haben, indem sie auf das Geheimnis Christi hinweist, aber sie wird auch immer auf die Zukunft und Vollendung ausgerichtet sein... Deshalb haben ihre Erscheinungen eine ganz besondere eschatologische Dimension und Richtung, hin zum endgültigen Ende der Zeit". Dies darf aber nicht im Sinne eines sehr nahen Endes verstanden werden, und vor allem nicht als ein genau zu berechnendes Ende.
    Maria ist diejenige, die immer unzertrennlich an das Schicksal ihres Sohnes gebunden ist, und durch ihn an die Gemeinschaft der Erlösten. Deshalb kann sie nicht an der Seite bleiben während die Kirche mit der ganzen Schöpfung "seufzt und unter Wehen liegt"(Röm.8.22). Durch ihren Eifer und ihre mütterliche Liebe gibt sie das Licht an die Kirche weiter, die durch die Prüfungen dieser Welt hindurchschreitet. Dieses Licht kommt vom Licht Christi. Als menschliche Person kann Maria nur das weitergeben, was sie selbst empfangen hat. Deshalb haben ihre Erscheinungen vor allem den wesentlichen Charakterzug der Dynamisierung für das Herz und den Willen der Gläubigen und um durch eine neue Art und Weise in einer festgesetzten Zeit die schon anerkannte Wahrheit der Offenbarung konkret werden zu lassen. Dies ist auch der Grund, warum Marienerscheinungen immer mehr Anklang in den Herzen der Gläubigen als in den Überlegungen der Theologen gefunden haben. Im Licht der Heilslogik und der Heilsdynamik der Kirche ist es völlig verständlich, dass Maria das aktivste Glied der Kirche ist, für welche sie gleichzeitig durch die Fülle ihrer Heiligkeit der Prototyp der Mutter ist und das endgültige Ideal darstellt, woraufhin die Kirche selbst unterwegs ist.
    Ohne auf die Anfangsschwierigkeiten und Missverständnisse zu achten, haben alle Marienerscheinungen einen starken Einfluß auf das Leben der Kirche ausgeübt, angefangen mit der Schaffung von neuen Formen der Verehrung, über eine Erneuerung des sakramentalen Lebens, bis hin zu einer Vertiefung des Kirchenbildes und der Liebe zur Kirche. In Wirklichkeit ist die Verehrung Mariens nichts anderes, als eine "Art der Verehrung des Geheimnisses der Kirche, die in Maria ihr Modell und ihre bereits realisierte Vollkommenheit sieht". Im Wesentlichen ist "die Kirche nichts anderes als eine Kopie Mariens..., ein lebendiger Abdruck Mariens für die christliche Gemeinschaft". Deshalb können Marienerscheinungen keine Randerscheinung für die Kirche sein, sondern ein Geschehen ihrer selbst, der Kirche! Deshalb muß die Kirche notwendigerweise aufmerksam und offen ihnen gegenüber sein.

P. Ivan Dugandzic, 1995

Quellennachweis

www.medjugorje.hr