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Jesus hat mich gefunden!

Zeugnis von Blanka Vlasic, Athletin Hochsprung

Blanka Vlašic ist Europameisterin im Hochsprung. Sie erhielt unzählige Medaillen, wurde Dritte bei den olympischen Spielen und gab beim Jugendfestival 2018 Zeugnis von ihrer Umkehr.
Die Geschichte meiner Umkehr, meiner Begegnung mit dem Herrn, die ich euch heute erzähle, fand hauptsächlich hinter verschlossenen Türen statt, fern von den Augen der Öffentlichkeit, von der Bühne, auf der ich seit meinem 15. Lebensjahr stand.

Ich hatte alles – aber ich war nicht erfüllt!
Wie das leider bei vielen jungen Menschen geschieht, entfernte ich mich nach der Erstkommunion und Firmung von der Kirche. Ich entschied, dass ich Gott nicht brauchte – ich war mir selbst genug und konzentrierte mich auf das, was zu dem Zeitpunkt für mich am absolut wichtigsten war: Sport. Mein Ziel war es, die beste Athletin der Welt zu sein – die Beste aller Zeiten. Ein Team von Menschen unterstützte mich dabei, dieses Ziel zu erreichen. Ich lebte wie in einer Blase, in der nur eine Möglichkeit annehmbar war und das war Erfolg! Alles andere war eine Schande! Nichts konnte mich so erfreuen wie die Stange, die stehen bleibt, wenn ich darüber springe. Ich war mir gegenüber sehr hart. Professioneller Sportler zu sein bedeutet, jeden Tag mit seinem Leib körperlich und mental an die Grenzen zu gehen und noch darüber hinaus. Mein Körper hat diese Tortur ein paar Jahre lang unterstützt. In diesen Jahren schaffte ich es, gewisse Ziele zu erreichen: Ich wurde Weltmeisterin, gewann olympische Medaillen, sprang das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten, doch mein Herz war unersättlich. Je näher ich meinem Ziel kam, desto größer wurde mein Ziel. Konstant legte ich die Latte höher und höher an; meine Zufriedenheit dauerte nur so lange an, bis ich nach dem Sprung die Matte verließ: Ein paar Sekunden tanzte ich vor Freude, feierte und dann ging ichwieder voll Sorge zum zweiten Sprung. Wenn der geschafft war, kam die Sorge wegen der nächsten Meisterschaft. Vielleicht sah nach außen hin alles ideal aus, aber ich war immer in Sorge. Immer musste ich die Blanka vom letzten Mal besiegen, immer besser sein, immer kam eine neue Herausforderung, die keinen Frieden in mir zuließ. Äußerlich betrachtet hatte ich alles, was sich ein junger Mensch wünschen kann: Anerkennung, Rampenlicht, Applaus, materielle Sicherheit, Erfolg in der Arbeit. Ich hatte alles, aber aus der jetzigen Perspektive kann ich euch mit Sicherheit sagen: Das ist nicht alles! Wenn das alles gewesen wäre, hätte ich darin Erfüllung gefunden, aber erst jetzt, wo ich nicht mehr in der Öffentlichkeit stehe, fühle ich mich geerdet, sicher und zufrieden.

Ich brauchte ein Wunder!
Nach meiner Firmung ging es mit meiner Sportkarriere voran und eigentlich lief alles wie es sein sollte. Allerdings bekam ich starke Schmerzen in meiner Ferse. So viele Male bin ich gegen diesen Schmerz angegangen. Wie sehr habe ich meinen Körper gequält! Ob ich Fieber oder Schmerzen hatte war nicht wichtig, all das schob ich beiseite, aber irgendwann sagte meine Ferse: „Jetzt reicht’s!“, und ich musste am Beginn Ich machte mir keine großen Sorgen, da die Ärzte sagten, dass ich genügend Zeit hätte, um mich vor den Spielen zu erholen. Doch nach der Operation traten Komplikationen auf. Ich bekam eine Infektion und die Heilung dauerte länger, als ich geplant hatte. Ich war total verzweifelt, weil ich die olympischen Spiele von Zuhause aus ansehen musste, voller Selbstmitleid und weinend, weil ich nicht dort war. In diesen Momenten konnte ich nicht einmal ordentlich trainieren. Trotzdem ging ich regelmäßig zum Training und konnte den Tag, an dem ich zurückkehren würde, kaum erwarten. Doch die Zeit verging und es wurde nicht viel besser. Ich konnte nicht rennen, hatte Schmerzen und fiel in eine größere Depression. An meinem Geburtstag Ende 2012 schickte mir ein Freund folgende Nachricht: „Ich habe eine Kerze vor der Statue des hl. Antonius in Poljud für dich angezündet.“ An dem Ort, an dem ich trainiere, ist eine kleine Kirche, ein Kloster, und so dachte ich darüber nach, dort ebenfalls täglich zum hl. Antonius zu gehen und ihn zu bitten, mir zu helfen. Ich weiß nicht, woher der Gedanke kam, aber ich ging eine Zeit lang dorthin. Allerdings ging ich weder in die Hl. Messe, noch in die Kirche. Ich stand nur vor der Statue des hl. Antonius, wusste nicht, was ich ihm erzählen sollte, nur, dass ich ein Wunder brauche, und ich wusste, dass es nicht von Menschen kommen würde. Ich war noch weit entfernt von einer Umkehr, aber das waren die ersten Schritte meiner Seele, die vom weltlichen erdrückt war, und die um Luft rang. Rückblickend sehe ich die kleinen Zeichen, die mich auf den Weg meiner Umkehr führten, z.B. als ich nach Portugal zu einem Arzt flog. Ich weiß nicht warum, aber ich nahm meine Bibel mit und begann auf einmal damit, sie zu lesen. Nicht meditativ, aber allein daran, dass ich sie mitgenommen hatte, sah ich, dass ich Zuflucht und Sicherheit gesucht habe. Es scheint so, als hätten wir alle in uns diesen Ruf unseres Herzens, unserer Seele, eine Stimme, die uns nach Hause ruft. Leider hören wir das am besten, wenn es uns am jämmerlichsten geht, wenn wir uns belastet fühlen, unter der Last unseres Kreuzes.

Ich fand Den, der mich zuerst gefunden hat!
Am Beginn des Jahres 2013 schlief ich schlechter, wurde depressiv, und das mschlug sich auf meine Gesundheit nieder. Der Höhepunkt dessen waren tiefe innere Nöte, die etwa drei Tage andauerten und in denen ich das Gefühl hatte, dass etwas auf meiner Brust saß. Ich konnte nicht mehr tief einatmen, war ganz grau im Gesicht, verschloss mich in mir, ging nur zum Training nach draußen und danach sofort wieder heim. So vergingen meine Tage, in der Erwartung wieder springen zu können – das war alles, was ich wollte, denn dabei hatte ich die schönsten Gefühle, und da wollte ich wieder hin. An einem dieser Tage beschwerte ich mich während des Trainings bei meinem Papa, der gleichzeitig mein Trainer ist, darüber, dass etwas in meiner Brust schmerzte, und ich nicht wüsste, was ich hätte. Das hörte mein Bruder, der auch dort trainierte. Zu dem Zeitpunkt waren wir in einer Art Streit und redeten nicht miteinander. Nach dem Training kam er zu mir und sagte, dass er für mich beten würde. Er hatte in der Zeit, als wir nicht miteinander sprachen, seine Umkehr erlebt. Ich kannte die Details dieser Geschichte nicht und so war es für mich eine große Überraschung, dass er für mich beten würde, und auch, als er damit begann, mir von Gott zu erzählen. Ich hörte ihm höflich zu, verstand allerdings überhaupt nicht, was er sagte. Aber ich war glücklich, dass er wieder mit mir redete und so wollte ich ihn nicht ablehnen. Die Zeit verging und ich musste nach Hause, zumal das Gespräch ein bisschen anstrengend wurde und so ging ich zum Auto. Doch auf diesem Parkplatz, halbbeleuchtet, wüst, ohne eine Perspektive auf ein Wunder, in einem Moment in diesem Monolog meines Bruders, dem ich nur halb zuhörte, kam der Impuls zu meiner Umkehr. Nicht angeregt durch eine Frage von mir – es war ganz einfach ein Geschenk des Hl. Geistes, das mein ganzes Leben verwandelt hat, mich von der Wurzel heraus veränderte. Ich mag den Ausdruck nicht, ich hätte Gott gefunden, denn ich kann nicht Den finden, der mich zuerst gefunden hat. Ich mag lieber den Ausdruck: Ich habe mich von neuem an den Herrn erinnert, an meinen Schöpfer! Nur so kann ich diesen Moment meiner Umkehr erklären. Bewusst, dass es überhaupt nichts mit mir zu tun hat – und dankbar, dass sich der Herr durch mein Kreuz und meinen Schmerz, meine Jämmerlichkeit, meiner erbarmt hat. Von diesem Moment an war mein Leben nicht mehr das gleiche – meine Umkehr war ein Boom!

Es war, als würde ich fliegen!
Ihr wisst, wenn jemand neu bekehrt ist, ist es wirklich anstrengend zuzuhören, denn sie überfahren dich mit Worten. Doch die Bekehrten können nicht schweigen! Auch mein Bruder und ich wollten sofort alle zu Gott führen. Alle mussten umkehren! Alle sollten verstehen, dass wir glücklich sind. Nach diesen ersten Tagen, in denen ich hauptsächlich über mein altes Leben weinte, Glück verspürte, Traurigkeit, Melancholie, bin ich sehr schnell zu einer Lebensbeichte gegangen und direkt danach zur Hl. Messe, zum ersten Mal nach so vielen Jahren. Ich erinnere mich daran, dass ich mich, nachdem ich Jesus empfangen hatte, fühlte, als würde ich fliegen. Dieses Gefühl der Aufregung, des Verliebtseins dauerte eine gewisse Zeit an, doch dann kam ich langsam wie in einen ruhigen Hafen, in dem ich lernte, was es bedeutet, jeden Tag mit Christus zu leben. Ich konnte wieder springen und habe es geschafft, noch ein paar Medaillen zu gewinnen, um sehr schnell danach die gleiche Verletzung am anderen Bein zu bekommen. 2016 wurde ich erneut am Beginn des olympischen Jahres operiert, und wieder mit dem Versprechen, bei den olympischen Spielen bereit zu sein. Interessant ist es, wie uns der Herr in ähnliche Situation führt, damit wir den Unterschied sehen. Dieselbe Situation verlief diesmal ganz anders: Ich hatte während der Operation den Rosenkranz in der Hand, habe gebetet, und es dem Herrn erlaubt, mit mir diese schweren Momente in meinem Leben zu teilen. Natürlich habe ich gehofft! Ich wollte zurückkehren, das war auch weiterhin mein Traum, aber ich begriff, dass es kein Leben ist, in der Zukunft zu leben. Mir bleibt nur der Moment, und nur in diesem Moment kann ich mit Gott zusammen sein. Das Morgen steht uns noch bevor, die Vergangenheit ist schon durchlebt. Wir können aus der Vergangenheit lernen, aber wir können sie nicht von neuem durchleben. Die größten Veränderungen in meinem Leben sind in der Stille  geschehen, in der Betrachtung. Dort, wo keiner Zugang hatte, außer dem Herrn. Im Gebet, wo ich einfach begriff, dass all meine Medaillen, alles Ansehen, aller Erfolg nichts ist, wenn ich keine Vergebung, keine Sicherheit und nicht die bedingungslose Liebe Gottes habe. Was bedeutet es, 2,15 Meter zu springen, wenn ich nicht weiß wer ich bin, woher ich komme und wohin ich gehe? All dies gibt uns Gott. Er hat eine Antwort auf jede unserer Fragen! Das Leben ist nicht nur die Stange, die ich überspringe – das hatte ich davor nicht verstanden. Ich dachte, ich verdiene es nur dann geliebt zu werden, und das zu haben, was ich besitze, wenn ich an der Spitze stehe. Alles darunter hatte keinen Wert. Das ist natürlich eine unmögliche Mission. Ich habe meinen Wert unabhängig davon, wie viel ich springe oder wie viele Personen mir applaudieren. Vor Gott habe ich genauso viel Wert, wenn ich in meinen vier Wänden den Rosenkranz bete, vielleicht sogar am meisten dort, weil ich Ihm dann erlaube, mich zu verwandeln, und aus mir auf andere Art und Weise eine Siegerin zu machen – mich heilig zu machen. Das ist der größte Sieg, den ich in diesem Leben erreichen kann.

Jetzt musst du kämpfen!
Was aber geschah nach der Operation 2016? Wieder hatten die Ärzte unrecht; ich wurde nicht rechtzeitig gesund. Es war August und ich trainierte nur partiell, das andere Bein überhaupt nicht. Ich bin nicht gesprungen, wollte aber nach Rio zu den olympischen Spielen. Ich dachte, dass ich so viele Jahre des Springens hinter mir hätte, dass ich das aus „dem Effeff“ könnte und in Rio neue Erfahrungen dazu kämen. Ich hatte kein Training, und kürzte den Anlauf von 10 auf 6 Schritte ab, damit das Bein nicht schmerzte. 15 Jahre sprang ich auf die gleiche Art und in letzter Sekunde änderte ich meinen Stil – geübt habe ich nur in meinem Kopf. Ich ging vollkommen unvorbereitet dort hin, ganz im Gegensatz zu der Blanka, die 5 Jahre lang nicht einmal zu einem Turnier ging, wenn nicht alles top war: gute Resultate beim Training, mental stark, ausgerichtet, klar. Panik kam in mir auf, noch ehe ich ins Flugzeug gestiegen war: „Du kannst nicht einmal ohne Schmerzen laufen, wie sollst du jetzt zu den olympischen Spielen?“ Das ist selbst dann Stress, wenn man in bester Verfassung ist und jetzt kam ich humpelnd nach Rio. Durch eine Blockaden- Spritze spürte ich mein Bein nicht, aber irgendwie fand ich mich zurecht. 5 Minuten vor dem Eintritt ins Stadion verabreichte man mir noch eine Spritze, doch die Nadel ging nicht tief genug, da sie in eine Narbe getroffen hatte, d.h. nach einer halben Stunde spürte ich alle Schmerzen. Das war kein Schmerz wie z.B. Zahnschmerzen, sondern ein Schmerz als wenn ein Messer in der Achillesferse steckt, ein so großer Schmerz, dass ich nicht einmal die Schuhe an- oder ausziehen konnte. Ich sprang unter Tränen. Das erste Mal in meinem Leben sagte ich zu meinem Trainer: „Ich gebe auf! Ich kann nicht!“ Ich erinnere mich daran, dass er antwortete: „Gib nicht auf! Jetzt musst du kämpfen!“

Gott macht einen Sieger aus mir!
Zwischen den Sprüngen betete ich: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen!“ Ich machte mir selbst Mut und schaffte es irgendwie 1,97 Meter zu springen. Eine geringe Höhe für olympische Spiele. 2008 in Peking reichten 2,05 Meter nicht für Gold und 2016 in Rio sprang ich 1,97 Meter und wurde Dritte. An diesem Tag waren 5 Mädels bereit höher zu springen als ich, aber sie haben es nicht gemacht. An diesem Tag ging nichts so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Alles ging schief, aber der Herr hat mir durch das, was ich verstand, durch meinen Sport, gezeigt, dass es nicht auf mich ankommt: Dass Er auch aus Krümeln viel machen kann. Ich war an diesem Tag nur ein kleiner Krümel, und Er hat es geschafft mit diesem kleinen Krümel eine Bronzemedaille zu erreichen. Er hat mir gezeigt wie ich immer sein müsste, damit Er an jedem Tag einen Sieger aus mir machen kann: Kein Sieger, dem man applaudiert, sondern ein Sieger, der hilft, zuhört und den Nächsten liebt, weil er von Gott geliebt wird.

Quellenangaben: Medjugorje Aktuell im September 2018

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