Am 14. August wurde P. Zvonimir Pavičić (geb. 1989) in das Amt als Ortspfarrer von Medjugorje eingeführt. Wir hatten die Möglichkeit, ein Interview mit ihm zu führen und dürfen euch so P. Zvonimir etwas vorstellen. Beten wir für ihn, dass er durch seinen Dienst für Viele zum Segen werden kann.
Können Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen?
Ich komme aus Siroki Brijeg und glaube, dass euch allen diese Stadt durch P. Jozo Zovko bekannt ist, der ja zu Beginn der Erscheinungen Pfarrer von Medjugorje war. Wer nach Medjugorje gekommen ist, ist auch häufig nach Siroki Brijeg zu den Märtyrern gefahren, unseren Franziskanerpatres, die aufgrund des Hasses gegen den Glauben getötet wurden. Ich komme also aus dieser Stadt.
Ich bin das sechste und jüngste Kind meiner Familie, die sehr gläubig ist. Meine Mutter war regelmäßig in Medjugorje und kannte P. Slavko Barbarić sehr gut. Sie war bei den Fastenseminaren und wir waren mehrmals im Monat in Medjugorje. Wir lebten als Familie ein Glaubensleben, haben morgens und abends miteinander gebetet, auch das Brevier und den Rosenkranz. Das haben wir wirklich jeden Tag gemacht und das war der Schwerpunkt, das Rückgrat unserer Familie, der Höhepunkt unserer Gemeinschaft. Ich denke, dass auch dadurch der Ruf zum Priestertum in mir geboren wurde. Ich war immer aktiv in der Kirche. In der Mittelschule war ich besonders aktiv in der Franziskanerjugend. Dort habe ich auch den hl. Franziskus noch mehr lieben gelernt und so ist dieser Ruf in mir gewachsen. Nach dem ersten Studienjahr in Split habe ich den Ruf Gottes so stark gespürt, dass ich mich dazu entschieden habe, das Studium und alles, was bis dahin meine Pläne waren, zurück zu lassen und ins Postulat des Franziskanerordens zu gehen. Das war 2009. Dann folgte die achtjährige Formation. 2015 habe ich die ewigen Gelübde abgelegt. Am 26. Februar 2017 wurde ich in Zagreb zum Diakon geweiht und dann in die Pfarrei Medjugorje gesandt, wo ich seitdem tätig bin. Am Jahrestag der Erscheinungen, dem 25. Juni 2017, wurde ich dann in Mostar zum Priester geweiht.
Wann haben Sie zum ersten Mal von Medjugorje gehört?
Ich bin in eine Familie hineingeboren, die in Medjugorje aktiv war. Meine älteren Schwestern haben mit P. Slavko zusammengearbeitet. Sie waren beim ersten Jugendfestival und haben dort Musik gemacht. Wenn sie darüber sprechen, hört man, dass es eine kleine Gruppe von Personen war, die P. Slavko gerufen hatte: „Kommt, ihr wisst, wie man Musik macht! Bitte helft!“ Auch ich erinnere mich daran. Es war im grünen Zelt und ich kam bereits als Kind hierher, denn natürlich hat Mama uns sechs Kinder nach Medjugorje gebracht. Ich kenne Medjugorje also seit ich klein war, weiß um die Hl. Messe auf dem Kreuzberg, das Rosenkranzgebet auf dem Erscheinungsberg. Ich erinnere mich auch daran, dass mir einige Pfarreiangehörige Rosenkränze geschenkt haben, weil sie meine Mama kannten, die in kirchlichen Kreisen aktiv war. Ich weiß also nicht, wie man ohne Medjugorje lebt. Mein ganzes Leben ist Medjugorje – von klein auf. Wenn jemand mit Medjugorje, mit der Gospa aufwächst, so ist er das ganze Leben damit verbunden und davon geprägt.
Was bedeutet Medjugorje für Sie, Ihr Leben und Ihre Berufung?
Ich kann ganz frei sagen, dass sich in Medjugorje meine Berufung herauskristallisiert hat. Diese Berufung habe ich schon als kleines Kind gespürt. Manchmal habe ich sie ignoriert, manchmal habe ich sie sogar bewusst weggeschoben, weil ich einen anderen Weg gehen wollte. Aber bei einer Anbetung während des Jugendfestivals in Medjugorje habe ich so einen starken Ruf vom Herrn gespürt, dass ich ihn einfach nicht mehr ignorieren konnte. Gott hat mich gerade hier in Medjugorje auf so eine intensive Art und Weise gerufen, dass danach nichts mehr war wie zuvor. Medjugorje war also für mich auch der Anfang meiner priesterlichen Berufung. Jetzt, seitdem ich hier wirke, kann ich sagen, dass das der Höhepunkt meines priesterlichen Lebens ist, obwohl ich am Anfang meines Wirkens als Priester stehe. Ich darf gerade hier in Medjugorje ein erfülltes Priester- und Ordensleben leben, indem ich die Sakramente spende, Katechesen und verschiedene geistige Exerzitien halten darf und indem ich Menschen begegne, die tief im Glauben stehen.
Was sind als Ortspfarrer ihre Schwerpunkte für die Pfarrei und die Pilger?
Das Wichtigste ist für mich, hier anwesend zu sein. Anwesend zu sein bedeutet, den Pilgern, den Pfarreimitgliedern nahe zu sein. Ihre Bedürfnisse zu hören, darauf zu antworten, aber auch als Pfarrer die Reinheit des Glaubens und der Sakramente zu bewahren, mich darum zu sorgen, dass die Pilger, die hierherkommen, eine reine, gesunde, christliche Lehre bekommen. Als Pfarrer habe ich diese Verantwortung für die Pfarrei und alle, die hierherkommen. Ich hoffe, dass ich es schaffe, im Geiste so wach zu sein, und dass ich genug Kraft für alle Begegnungen haben werde, und dass ich daran Freude habe. Dass diese Aufgabe nichts ist, was ich sozusagen „abarbeiten“ muss, sondern etwas, was ich wirklich auch noch in einem Jahr gerne tue und annehme.
Für mich ist der wichtigste Punkt das Gebetsprogramm am Abend. Wir bemühen uns, dass es immer als Gebetsprogramm am Abend erkennbar bleibt, so, wie es ist. In dieser einfachen Form mit den Rosenkränzen, der Hl. Messe, der Anbetung, der Kreuzverehrung, dem Gebet um Heilung an Leib und Seele. Dass es wirklich in der Einfachheit den Pilgern und Pfarreimitgliedern zugänglich ist. So, dass sie durch die Sakramente Gott näherkommen können.
Was würden Sie sich von uns Pilgern in Medjugorje wünschen?
Ganz sicher, dass sie offen sind - offenen Herzens. Wenn jemand zur Pilgerfahrt kommt, sollte er keine eigenen Erwartungen, Ziele und Pläne haben, sondern ganz einfach Gott erlauben, dass Er ihn während dieser Pilgerfahrt führt. Ich würde sagen, der, der zur Pilgerfahrt nach Medjugorje kommt, sich ganz einfach Medjugorje überlassen sollte. Und das bedeutet, am ganzen Gebetsprogramm teilzunehmen, es nicht zu ignorieren. Auch auf den Erscheinungsberg zu gehen, den Rosenkranz zu beten, auf den Kreuzberg zu gehen und den Kreuzweg zu beten, ganz einfach in der Atmosphäre des Gebetes zu sein. Ich wünsche mir, dass die Pilger Pilger bleiben und nicht Touristen, die irgendwelche interessanten Orte in der Herzegowina oder in Kroatien besuchen, sondern dass die Pilger wirklich Pilger sind, die hierherkommen, um zu beten und offenen Herzens zu sein. Das ist die einzige Art und Weise, wie jemand dem Herrn begegnen kann - und dass er zuletzt bereichert durch Gott aus Medjugorje heim geht.
Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Veränderung ist gut, das lernen wir im Ordensleben. Es wird uns beigebracht, dass jede Veränderung gut ist, aber ganz klar nur dann, wenn der Mensch sie annimmt. Ihr seid sicher alle an P. Marinko gewöhnt, der so viele Jahre hier Ortspfarrer war, und ihr fragt euch vielleicht, wie ich als Pfarrer sein werde – ich frage mich das auch. Für mich ist das auch alles neu. Etwas, was ich nicht erwartet habe. Etwas, von dem ich immer gesagt habe: „Ich bin zu jung! Es gibt sicherlich bessere Franziskaner als mich, die diesen Dienst hier besser tun könnten!“ Aber die Verwaltung der Provinz wollte, dass ich hierherkomme. Ich habe dem zugestimmt, mich untergeordnet und diesen Ruf angenommen. Und auch für mich war diese Veränderung gut und nützlich. Aber erst in dem Moment, indem ich diese Veränderung mit ganzem Herzen, demütig angenommen habe, indem ich gesagt habe: „Herr, Dein Wille soll geschehen! Es ist nicht mein, aber Dein Wille“, war es eine schöne Veränderung. Auch die Pilger fragen häufig: „Wie wird der neue Pfarrer sein? Und was wird mit Medjugorje sein?“ Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Wir alle wissen, dass Maria, die Muttergottes, Medjugorje leitet und dass sie Medjugorje in all diesen Jahren geführt hat. Auch all die Jahre der Sorge und der Ungewissheit. Sie führt Medjugorje – und wird diesen Ort auch weiterhin führen. Wir sind nur Diener, die helfen. Ich rufe alle Pilger, alle, die dies lesen, dazu auf, für mich zu beten. Und nicht nur für mich, sondern für alle Franziskanerpatres, die hier in der Pfarrei wirken. Auch für den apostolischen Visitator, dass wir alle wirklich so sein können, dass wir Mariens Helfer und Diener der Muttergottes sind. Dass wir ihr helfen, den Pilgern zu dienen, dass es Ihnen gut geht auf diesem geistigen Weg, den sie gehen.
Quelle: Medjugorje Deutschland e.V.