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"Wir bauen das Heiligtum in Medjugorje"

Erzbischof Henryk Hoser, Apostolischer Visitator des Papstes, gab der kroatischen Tageszeitung Vecernji List am 02. Januar 2019 ein Exklusivinterview.

„Wir haben schon Architekten engagiert - wir bauen das Heiligtum in Medjugorje!“ und
„Die Exerzitien für geistliche Erneuerung sind ein sehr wichtiger Aspekt von Medjugorje!“

Diese Kernaussagen traf der Apostolische Visitator für die Pfarrei Medjugorje, Mons. Henryk Hoser, Erzbischof von Warschau/Praga im Ruhestand, vorab, der im letzten Jahr am 22. Juli diese Aufgabe auf gebieten des Papstes übernommen hat und seitdem dauerhaft in Medjugorje weilt.
Täglich nimmt er an den eucharistischen Feiern teil, begegnet vielzähligen Pilgern, und manchmal hält er ihnen kurze Katechesen.

In Medjugorje sprach Darko Pavicic mit ihm über seine dortigen Erfahrungen und Aufgaben:

Die Infrastruktur in Medjugorje ist sehr schwach und arm, gemessen an der Vielzahl der Pilger, die aus fernen Ländern anreisen, aber auch an der großen Anzahl der Pilger die aus Bosnien und Herzegowina, Kroatien und anderen Ländern des Balkans kommen.
Ein wichtiges Argument für Medjugorje ist deren eigene Statistik. Wir sehen eine wachsende Zahl von Pilgern die nicht nur aus der ganzen Welt kommen, sondern die nach ihrer Rückkehr nach Hause alles tun, um im Geist und in der Hingabe zu leben, die sie vor allem entdeckt und von neuem hier in Medjugorje gefunden haben. Mir scheint es, dass in der Welt die Zahl derer, die wissen wo sich Medjugorje befindet, größer ist als die, die die Hauptstadt von BiH kennen, denn Medjugorje ist für sie der Eckpunkt, der Ort der Orientierung. Die Anziehungskraft von Medjugorje erklärt sich mit der Tatsache, dass es nicht einfach ist, hierher zu kommen. Die Menschen bemühen sich sehr und strengen sich an; um nach Medjugorje zu kommen bewältigen sie einige Etappen.
Es ist ausreichend hier her zu kommen um diese Erfahrung zu machen, die viele Bewohner von Bosnien und Herzegowina kennen, die in großer Zahl hierherkommen. Medjugorje soll also keine Apologie sein, sondern die Vielzahl der Bewohner von BiH die hier diese Erfahrung erleben, bezeugen dies. Ich glaube, dass die beste Methodologie und die Art Medjugorje kennen zu lernen ist, hier zu sein und zu erleben - das ist meine Methodologie. Jenen, die Christus sehen wollten wurde gesagt: Kommt und seht. Meine Anwesenheit hier ist vor allem die Entscheidung des Hl. Vaters, der mich als Apostolischen Visitator mit besonderer Rolle (Aufgabe) für die Pfarrei Medjugorje gesandt und damit die Wichtigkeit und die Bedeutung von Medjugorje betont hat.

Es ist interessant, dass der Apostolische Nuntius in BiH Mons. Luigi Pezzuto gerade Medjugorje auserwählt hat um dort die Botschaft des Friedens von Papst Franziskus für den Welttag des Friedens zu verkünden. Er sagte: „Wir befinden uns an einem heiligen Ort, wo wir Maria als Königin des Friedens verehren.“
Dies ist auch eine wichtige Bestätigung für Medjugorje – die Sorge des Hl. Vaters für die Entwicklung der Pastorale, die sich hier in Medjugorje abzeichnet. Diesen Internationalen Charakter von Medjugorje sehend, die Anwesenheit der zahlreichen Pilger die zum Neujahreswechsel nach Medjugorje gekommen sind, vor allem aus Italien, Polen, Frankreich, Spanien, Latein-Amerika … dies ist der Aufruf zum Frieden. Der erste Tag des Jahres ist nicht nur ein wichtiger Marienfeiertag, sondern auch der Welttag des Friedens. Der Nuntius hat zwei Mal den Inhalt der Botschaft von Papst Franziskus an die ganze Welt vorgestellt; die Botschaft für gute Apostel. Am Ende der heiligen Messe habe ich im Gruß und im Dank erklärt, warum der Nuntius hierhergekommen ist: weil auf diese Art und Weise der Zugang für die Botschaft des Papstes, für die Medien, und somit auch für die ganze Welt ermöglicht wurde.

Wie würden Sie ihren bisherigen Aufenthalt in Medjugorje bewerten?
Dies ist mein zweiter Aufenthalt in Medjugorje. Das erste Mal bin ich im letzten Jahr als Sondergesandter des Hl. Vaters gekommen. Ich fahre fort, diese Wirklichkeit kennenzulernen, die vielfältig und reich ist. Jetzt muss man die Details dieser Wirklichkeit kennenlernen und in entsprechenden Situationen übereinstimmend damit reagieren. Immer in der gleichen Richtung reagieren und das, entsprechend der Entwicklung dieses Ortes, von der geistigen Haltung her. Diese ist hier sehr mächtig. Die geistige Entwicklung ist hier eine sehr kraftvolle Linie, und der zweite Punkt ist die materielle Entwicklung. Die Infrastruktur die momentan hier zur Verfügung steht ist sehr schwach und arm, nicht nur im Verhältnis zu der Anzahl der fremden Pilger die aus fernen Ländern anreisen, sondern auch der zahlreichen Pilger die aus BiH, Kroatien und anderen Ländern des Balkans kommen.

Sie sind als Apostolischer Visitator ernannt, doch sie haben auch administrative Vollmachten?
Ich habe einige Befugnisse um hier zu wirken, z.B. verbunden mit den neuen Gemeinschaften die in Medjugorje entstanden sind, deren Positionen noch nicht institutionalisiert sind; deren Situationen noch nicht formalisiert sind. Der Hl. Stuhl hat mir die gesamte Vollmacht erteilt, nicht nur um ihre Situation und ihr Leben kennenzulernen, sondern auch um zu handeln oder im gegebenen Falle ihre Anwesenheit zu genehmigen, aber immer übereinstimmend den Gesetzten C.i.C. Zwei Dinge haben eine ziemliche Wichtigkeit: erstens eine entsprechende Anzahlt von Beichtvätern anzuregen. Wir arbeiten daran eine neue Regel vorzuschlagen für jene Priester, die mit den Pilgern kommen und diese während ihrer Pilgerfahrt begleiten. Aber dass wir zweitens auch die Beichtväter regulieren die hier im Dienst der Pastorale, in den verschiedenen Sprachen, konstant sein werden.

Es ist bekannt das der Ortsbischof Mons. Ratko Peric gegen das Phänomen von Medjugorje ist. Er hat Sie vor Weihnachten in Medjugorje besucht. Wie ist ihr Verhältnis?
Ich kann nur sagen, dass unser beider Sendung komplementär ist. Es gibt Gebiete die dem Ortsbischof unterliegen, wie auch jene die in meiner Vollmacht sind, die ich, entsprechend dem Mandat das ich bekommen habe, umsetzen muss.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Franziskanern die ihren Dienst in der Pfarrei Medjugorje ausführen?
Die Franziskaner sind verantwortlich für die Pastorale in dieser Pfarrei seitdem sie im 19. Jahrhundert gegründet wurde. Viele Pilgerorte in der Welt sind sehr häufig einer anderen Ordenskongregation anvertraut, doch die Franziskaner haben reichlich Erfahrung in der Leitung von Internationalen Heiligtümern in der ganzen Welt. Ich würde sagen, wir haben eine ehrliche und fruchtbare Zusammenarbeit.

 Was bedarf es um den pastoralen Plan in Medjugorje weiterzuentwickeln?
Sagen wir mal, dass die Liturgie auf einer sehr korrekten Ebene ist, aber auch die anderen Formen von Frömmigkeiten sind korrekt von der Haltung der Lehre der Kirche und der liturgischen Vorschriften. Es gibt sicherlich auch noch Dinge die wir ändern müssen, denn so wie es jetzt ist, ist es aus der langjährigen Erfahrung hier an diesem Ort entsprungen. Diese Form hat sich aus der Teilnahme jener Priester entwickelt, die in diesem Ort gewirkt und gewechselt haben. Das Modell das sich jetzt auf die gleiche Art und Weise wiederholt, ist zum Gebetsmodell in vielen Ländern der Welt geworden. Das haben die Pilger selbst dorthin hinausgetragen. Das was wir ganz sicher verbessern können ist die zweite Dimension von Medjugorje, und das ist die katechetische Bildung. Nicht nur die Katechesen die den Pilgern angeboten werden die hier regelmäßig hinkommen, sondern auch Kongresse, Seminare, geistige Erneuerungen für unterschiedliche Altersgruppen die wir hier haben, für Priester, für Ordensleute usw. Die können wir sicherlich noch verbessern, und die besten Vorschläge für jene finden, die wir einladen werden um solche geistigen Programme zu leiten, wie z.B. Prediger, Fachleute aus der ganzen Welt usw. Die geistlichen Exerzitien sind ein wichtiger Aspekt von Medjugorje.

Es wird auch von der Erweiterung des Heiligtums gesprochen, der Überdachung des Außenaltars, dem Bau einer Kapelle für die ewige Anbetung?
Ja es existiert schon eine Gruppe von Architekten die Projekte vorbereiten, um beides zu erbauen. Das heißt Räumlichkeiten für liturgische Feiern, die überdacht sein werden und allen Erwartungen von klimatischen Bedingungen, bei Sommerhitze oder Winterkälte, entsprechen. Der offene Platz, die Räumlichkeiten am Außenaltar die wir hier haben, schützen die Menschen nicht, die an den liturgischen Feiern teilnehmen. Auch hegen wir die Absicht, eine Kapelle für die ewige Anbetung zu bauen. Dies ist gerade in der Vorbereitung.

Vor ihrer Ankunft in Medjugorje haben Sie die Aussage gemacht, dass in den Geschäften außerhalb des Heiligtums selbst, die Mafia ihre Finger mit im Spiel hat.
Das war kein Interview, sondern nur ein Satz aus einer meiner Predigten die ich vor meinem Kommen gehalten habe. Ich habe die Meinung eines Reportes wiederholt. Das war keine Feststellung von etwas. Dies wurde im breiten Kontakt für die ganze Welt ausgesagt. Das heißt wo gute Dinge geschehen, da begegnen wir auch Widersachern. Ich hatte auch andere Beispiele aufgeführt.

Sind sie den Sehern von Medjugorje begegnet?
Ich begegne Gruppen, die aus verschiedenen Sprachgebieten hier herkommen. Gerade jetzt bereite ich mich auf die Messe für die Italienischen Pilger vor. Ich begegne auch Gruppen von Jugendlichen und das gefällt mir sehr, weil die Jugendlichen die Zukunft der Gesellschaft und dieses Landes sind. Ich haben viele persönliche Begegnungen. Jeden Tag möchte mich jemand sehen und mit mir reden. Seitdem ich das zweite Mal hier bin hatte ich noch keinen Kontakt mit den Sehern, dieses Treffen wartet auf einen zukünftigen Termin. Während meines ersten Aufenthaltes habe ich mit einigen der Seher gesprochen. Meine besondere Aufgabe ist nicht die Erscheinungen zu überprüfen und die dogmatischen Aspekte dieser Erscheinungen usw., sondern nur die pastorale Seelsorge zu gewährleisten.

Sind Sie mit dem Bericht der Kommission des Kardinals Camillo Ruini über Medjugorje vertraut?
Der Bericht dieser Kommission wurde noch nicht amtlich veröffentlicht. Ich bin nicht direkt damit vertraut, sondern ich habe nur in den Medien gelesen die über die Sitzungen der Kommission gesprochen haben. So kann ich den Inhalt der Berichte der Kommission von Kardinal Ruini nicht kommentieren.

Ihr Bericht war positiv?
Letztes Jahr habe ich einen großen Bericht gesandt und dieser war positiv. Auch jetzt bin ich in der Position, dass ich den Bericht vom letzten Jahr bestätigen kann, und ich kann ihn mit den Veränderungen die ich vorgefunden habe erweitern: Elemente die ich gesehen und in meinem vergangenen Bericht noch nicht kommentiert habe, die ich bei meinem ersten Kommen nicht analysiert habe.

Was bedeutet Medjugorje für das kroatische Volk?
Der Glaube ist ein sehr wichtiger Teil der Identität der Menschen in Kroatien und deren Gesellschaft. Für die Kroaten ist der Glaube ein sehr wichtiger Aspekt der die Existenz ihrer Gesellschaft während der vergangenen Jahrhunderte gerettet hat und das in sehr schweren Zeiten, beispielsweise während der Osmanischen Belagerung. Ich bin überzeugt, dass die Anzahl der Kroaten die hierherkommen, ihre Zugehörigkeit zum katholischen Glauben bestätigt, sie haben einen tiefen Glauben voller Begeisterung. Dies ist der Identität der Kroaten eigen und zwar nicht nur der Kroaten aus BiH, sondern auch der Kroaten aus der Republik Kroatien und den benachbarten Ländern, denn die Sprachen sind in Serbien, Slowenien usw. ähnlich. Dies ist ihre gemeinsame Denomination, und die Denomination des gleichen Volkes.

Sie waren in Ruanda wo die Erscheinungen anerkannt sind. Gibt es Ähnlichkeiten mit Medjugorje?
So gesehen existieren gewisse Ähnlichkeiten, denn nach den Worten der Seher haben beide Geschehnisse im gleichen Jahr 1981 begonnen - in Medjugorje im Juni und in Ruanda im November. Wir haben auch eine Ähnlichkeit in der Perspektive. Hier in der Perspektive des Mangels an Frieden, dem Krieg auf dem Balkan der grausam und schwer war. In Ruanda gab es den Bürgerkrieg, den Völkermord der sehr grausam war, 4 Jahre andauerte und seine tragischen Nachwirkungen hatte. Sicher, das sind Erscheinungen die vom Ortsbischof in Kibeho anerkannt sind. Sie haben zuerst die Marienverehrung anerkannt und sie haben den Inhalt der Erscheinungen und der Botschaften überprüft. Danach wurde die Anzahl der Seher auf 3 Mädchen begrenzt und sie haben dann zuletzt die Glaubwürdigkeit der Erscheinungen offenbart.

Sie wohnen in dem ehemaligen Pfarrhaus, in dem Pater Jozo die Kinder versteckte, wo auch die Erscheinungen geschahen. Sehen sie die Symbolik?
Ein Teil der Vergangenheit berührt sich, ich weiß nicht wie das endgültige Urteil des Hl. Stuhls, bezogen auf diese Geschehnisse, sein wird, aber das sind Geschehnisse die in der Wirklichkeit erlebt wurden. Der Unterschied zu Kibeho in Ruanda ist: In Kibeho gab es keine Verfolgung der Seher. Die staatlichen Dienste haben dort die Sache, die Anerkennung der Geschehnisse, erleichtert, weil sie dies im öffentlichen Fernsehen und Rundfunk ausgestrahlt haben, doch hier wurden diese Jugendlichen während des Kommunismus von staatlicher Seite verfolgt. Sie haben sehr gelitten. Man muss ihr Leiden, das viele Jahre andauerte, betonen.

Was ist ihre Botschaft zum Schluss?
Lasst uns für das endgültige Urteil über diese Geschehnisse hier gemeinsam beten und dass das endgültige Urteil noch zu unseren Lebzeiten sein möge.

Quelle: Tageszeitung „Vecernji list“ Kroatien/Bosnien-Herzegowina
Interview vom 05. Januar 2019

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