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Vorwort zur Zeitschrift Oase des Friedens von Dr. Christian Stelzer

Als die Jugendlichen in Medjugorje vor 36 Jahren zum ersten Mal die Gospa (kroatisches Wort für Gottesmutter) sahen, dachten sie, dass sie die ersten auf der Welt wären, die jemals eine solche Erfahrung gemacht hätten. Im kommunistischen Jugoslawien wussten sie weder von Fatima noch von Lourdes. Religiöse Bücher waren praktisch verboten, und während der Gottesdienste lauerten Regierungsspitzel in der Kirche. Geistliche, deren Predigten fehlgedeutet werden konnten, verschwanden im Gefängnis.
Dass sechs junge Menschen in dieser Atmosphäre behaupteten, die Gottesmutter zu sehen, war für das kommunistische Regime völlig inakzeptabel. Von Anfang an ließ man nichts unversucht, die Ereignisse, die nach einigen Tagen bereits tausende Menschen anzogen, im Keim zu ersticken. Die Seher wurden verhört, untersucht und bedroht. Der Zugang zum Erscheinungsberg wurde gesperrt und 24 Stunden pro Tag durch eine Volksmiliz bewacht. Der Pfarrer, der sich nach anfänglichem Zögern überzeugt hatte, dass die Erscheinungen authentisch sind, wurde nach einem Scheinprozess zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Der Bischof, der anfangs, nach Gesprächen mit den Jugendlichen, öffentlich bekannte, dass die Seher nicht lügen, verstummte plötzlich.
Als ich im März 1983 zum ersten Mal nach Medjugorje kam, war es auch verboten, den Kreuzberg  zu besuchen. Es gab keine Verbots- oder Hinweistafeln und für uns Studenten aus Österreich – an Demokratie und Freiheit gewöhnt – auch keinen Grund, da nicht hinaufzugehen. Zum ersten Mal erlebte ich in diesen Tagen die Machtlosigkeit vor Polizeiwillkür, als zwei meiner Freunde am Fuße des Kreuzberges verhaftet wurden. Als man sie am nächsten Morgen mit einem Stempel im Reisepass, der besagte, dass sie jugoslawisches Territorium sofort verlassen und drei Jahre nicht betreten dürfen, laufen ließ, war die einzige Zufahrtsstraße nach Medjugorje von der Polizei bereits abgeriegelt. Man wollte den weißen Ford, den uns mein Vater für die Pilgerreise geborgt hatte, ausfindig machen und auf diese Weise auch die Familien, die es gewagt hatten, uns völlig uneigennützig aufzunehmen. Denn der Kontakt mit Ausländern war den Einheimischen streng verboten und wurde mit hohen Strafen geahndet.
An all das erinnere ich mich, wenn ich an den 36. Jahrestag der Erscheinungen am 24. Juni 2017 denke und all die Meldungen über Medjugorje in diesen Tagen höre. Auf Vatican insider überraschte der Berichterstatter Andrea Tornielli mit der Nachricht, dass die überwiegende Mehrheit der Kommissionmitglieder um Kardinal Ruini sich für die Echtheit der ersten  sieben Tage der Erscheinungen ausgesprochen hätten (13 von 15 Mitglieder dafür, eines dagegen, eines für die Aussetzung einer Entscheidung). Mit 13 gegen 1 Stimmen habe sich die Kommission empfohlen, Medjugorje zu einer Gebetsstätte unter direkter Aufsicht des Heiligen Stuhls zu machen.
Eine solche Entscheidung würde den „Sensus fidei“, den Glaubenssinn der Gläubigen, wiederspieglen. Andererseits sind teilweise Anerkennungen ein übliches Vorgehen: So erfolgte die kirchliche Anerkennung von Fatima bereits im Jahr 1930, obwohl Schwester Lucia, die 2005 starb, auch später noch Erscheinungen hatte. Die Erscheinungen von Ruanda wurden 2001 bestätigt, nachdem sich eine vom Ortsbischof einberufene medizinische und theologische Kommission 20 Jahre lang mit den Ereignissen befasst hatte. Von der Kirche offiziell anerkannt wurden dann drei der sechs Seher.
„Seid Zeugen des Friedens und der Liebe in dieser friedlosen Welt“, sagt uns die Gospa am 25. Mai 2017.
Beten wir in besonderer Weise um den Heiligen Geist. Millionen Menschen haben durch die Ereignisse von Medjugorje den Glauben wieder entdeckt und begonnen, sich den Sakramenten neu zu öffnen. Möge das Feuer des Glaubens und der Liebe ein neues Pfingsten herabrufen und der Welt den Geist des Friedens in besonderer Weise schenken.
In dieser OASE lädt uns Diakon Mag. Zlatko Saravanja ein, mit ihm die Worte der Gottesmutter zu betrachten. Zlatko wurde in der Nähe von Medjugorje geboren und ist seit früher Jugend mit den Ereignissen innig verbunden.
Über die Bereitschaft der Seher, für ihr Glaubenszeugnis bis zum Äußersten zu gehen, berichten die Ereignisse der ersten Tage der Erscheinungen, auf die wir in dieser OASE eingehen.

Viel Freude beim Lesen und einen segenreichen Herz-Jesu-Monat wünscht Ihnen
Christian Stelzer

Oase des Friedens Juni 2017