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Der gütige Papst Johannes XXIII.

„Papa Giovanni“ nennen die Italiener ihn immer noch liebevoll.
Und meinen aus der Doppelbedeutung des Wortes Papst und Papa wohl mehr den „papa“, wie Väter auch in Italien heißen. Er ist geliebt worden - und das nicht nur von Italienern. Daran hat sich auch 50 Jahre nach seinem Tod nichts geändert.
Der „gütige Papst“ war ein Mann des Glaubens, des Mutes und der Menschenliebe. Unvergesslich seine improvisierte Ansprache an die Tausende auf dem Petersplatz am Abend der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils: „Geht jetzt“, - sagte er - „es ist spät. Und streichelt zu Hause eure Kinder. Und sagt ihnen, da ist der Papst, der sie alle lieb hat.“ Johannes, ein Bauernsohn aus dem norditalienischen Sotto di Monte, war Realist. Die Bedrohung der Welt blieb ihm nicht verborgen. Er sah das Böse, er sah die Sünde. „Aber“, so sagte er in seiner Ansprache zur Eröffnung es Konzils, „wir dürfen uns nicht den Ansichten jener Unglückspropheten überlassen, die immer Unheil voraussagen, als ob die Welt vor ihrem Untergang stünde.“ Angelo Roncalli war am 28. Oktober 1958 - im vermutlich 11. Wahlgang - als Nachfolger des aristokratisch wirkenden Pius XII. zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt worden. Bescheiden kündigte er an: „Ich bin kein bedeutender Papst wie mein Vorgänger, ich bin kein schöner Papst - seht nur meine Ohren an -, aber ihr werdet es gut bei mir haben.“
Dieses Versprechen hat Johannes XXIII. eingehalten. „Mein Vertrauen zu Gott gibt mir Mut und vertreibt jede Furcht. Der Herr hat mir seine Hilfe zugesagt.“ Nie habe er mehr getan, als nach den Regeln des Vaterunsers zu leben: Geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe. Alles andere sei ihm von Gott dazugegeben worden.
Als Papst Johannes XXIII. einmal zu Besuch in einem römischen Kinderkrankenhaus war, blieb er lange am Bett eines Jungen sitzen, der das Augenlicht verloren hatte. „Wir sind alle manchmal blind, mein Junge“, sagte er. Und einen Besuch am 2. Weihnachtsfeiertag im Gefängnis Regina Coeli begründete Johannes XXIII. so: „Ihr konntet nicht zu mir kommen, so bin ich zu euch gekommen.“
Johannes XXIII. war ein Papst für alle Menschen. Auch wenn es ihm westliche Politiker während des Kalten Krieges übel nahmen, dass er den Schwiegersohn und die Tochter des damaligen sowjetischen KP-Chefs Chrustschtow emfing, die beide im Obersten Sowjet saßen, ließ er sich nicht davon abhalten, sie zu segnen. Er sagte ihnen: „Sie sind Atheisten. Aber sicher nehmen Sie den Segen eines alten Mannes für Ihre Kinder an?“ Und am Ende der Begegnung segnete er auch das Paar selber und sagte mit seiner unendlichen Güte: „Das war nur ein kleiner Segen. Ein so kleiner Segen kann nicht weh tun. Empfangen Sie ihn, wie er gemeint ist - und alle Ihre Angehörigen zu Hause sind darin eingeschlossen -, im Geiste der Versöhnung.“ Die kirchliche Bombe ließ Johannes XXIII. offiziell am 25. Januar 1959 platzen: Er kündigte die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils an. Die kirchliche Hierarchie reagierte zurückhaltend. Als der Papst in einem kleinen Kreis von Kardinälen die rasche Einberufung eines Konzils vorschlug und einer einwandte, so etwas sei unmöglich bis zum Jahr 1963 zu organisieren, antwortete Johannes XXIII. lakonisch:
„Gut, dann machen wir es eben 1962!“ Für Papst Johannes XXIII. war klar: „Wir sind nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen blühenden Garten voller Leben zu pflegen.“

Quellennachweis: www.pur-magazin.de/