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Erwarten wir mit Sehnsucht das Kommen des Herrn!

Maranatha! Komm, Herr Jesus! Maranatha! O komm, o komm, Immanuel, mach frei dein armes Israel! O komm, du wahres Licht der Welt, das unsre Finsternis erhellt. O komm, Erlöser, Gottes Sohn, und bring uns Gnad' von Gottes Thron. O Gott mit uns, wir harren dein, komm, tritt in unsre Mitte ein! Maranatha! Komm, Herr Jesus, und reiß die Himmel auf!
– Erwarten wir Ihn noch?

Diese große Sehnsucht nach Ihm, nach Seinem Kommen, nach Seiner Erneuerung dürfen wir in den kommenden Wochen des Advents ganz konkret ausleben, wenn wir uns auf Seine Geburt, auf Sein Kommen in die Welt, Sein ganz Arm-werden, um uns alle, jeden einzelnen auf der ganzen Welt reich zu machen, vorbereiten.

Sehnen wir uns wirklich nach Ihm?
Doch können wir überhaupt noch unsere Sehnsucht nach diesem großen Geheimnis der Menschwerdung mit den O-Antiphonen und anderen wunderbaren Dichtungen zum Ausdruck bringen? Meinen wir es wirklich ehrlich? Sehnen wir uns denn noch wirklich nach dieser großen, absolut bedingungslosen Liebe, die Er ist? Haben wir in uns überhaupt noch genügend Platz, um Ihn aufzunehmen? Sind wir oft nicht viel zu sehr mit uns selbst, unserem Beruf, unseren Hobbys und unseren – möglicherweise auch sehr gut gemeinten – kirchlichen Aktivitäten beschäftigt, bei denen wir wie Martha herumhetzen und dabei ganz vergessen, uns wie Maria einfach dem Herrn zu Füßen zu setzen, zu lauschen und zu empfangen? Tragen wir überhaupt noch eine große Sehnsucht in uns? Warten wir wirklich auf Sein Kommen? Erwarten wir tatsächlich alles von Ihm? Sind wir ehrlich bereit, alles aus Seiner Hand zu empfangen? Sind nicht die Erwartungen an uns selbst und unsere Mitmenschen viel größer als die Erwartung an den Herrn? Sind wir überhaupt bereit, aus dem doch so präsenten Leistungs- und Profitdenken der heutigen Zeit herauszutreten und uns einfach beschenken und lieben zu lassen?

Fürchte dich nicht!
Ich denke, die bevorstehende Adventszeit bietet eine wunderbare Gelegenheit, sich mit diesen Fragen, mit seinen eigenen Erwartungen ganz bewusst zu konfrontieren. Darf der Ruf „O komm, o komm, Immanuel" der Ruf meines eigenen Herzens werden? Dürfen meine Erwartungen an mich zugunsten der Erwartungen an den Herrn schwinden? Denn gleichzeitig wartet eine wunderbare Verheißung des Herrn auf jeden von uns, wie es in Jes 60, 1ff heißt: „Steh auf, Jerusalem, werde Licht, denn gekommen ist dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn strahlt über dir! Siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkelheit die Völker. Doch über dir erstrahlt der Herr, über dir erscheint Seine Herrlichkeit!" Ist das nicht eine geniale Einladung Gottes an uns? Ist das nicht wunderbar, dass wir in diesem Glauben Sein Kommen erwarten dürfen? Ist das nicht absolut hoffnungsvoll, dass wir unter dieser Verheißung leben und uns auf Ihn hin ausrichten dürfen? Überdies heißt es immer und immer wieder: „Fürchte dich nicht!" Im Buch Josua heißt es sogar: „Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht und hab keine Angst!" (Jos 1, 9) Es ist ein Befehl! Ein Befehl zur Furchtlosigkeit! Darum sagen wir nicht, ach das und das Problem ist aber da. Die Kirche hinkt. Die Leute fehlen. Hier und da sind so viele Menschlichkeiten. Ich selbst bin auch einfach nur erschöpft von diesem und jenen. Ich bin frustriert und lustlos, absolut antriebslos. Ich muss erst noch das und jenes erledigen… Ja, die äußeren Umstände können wirklich nicht immer angenehm sein. Aber wenn wir immer nur darauf schauen, werden wir auch nicht freier. Im Gegenteil. Letztlich werden wir nur ängstlicher, bornierter und trauriger.

Erwarten wir alles von Ihm!
Darum lasst uns der Einladung Gottes folgen und uns aufmachen, aufstehen. Glauben wir Seinem Wort: Sei mutig und stark! Stehen wir auf! Strecken wir uns aus nach Seinem aufstrahlenden Licht. Tun wir ganz konkrete Schritte, uns Seiner Liebe auszusetzen. Nehmen wir uns bewusst Zeiten der Stille. Nehmen wir die Gitarre und singen wir Ihm, ergreifen wir die Psalter. Lesen wir von Ihm in der Bibel, Seinem Liebesbrief an uns. Geben wir Ihm Platz in unserem Leben. Verzichten wir um Seinetwillen auf übergroße Erwartungen an uns selber. Erwarten wir vertrauensvoll ALLES von Ihm. Freuen wir uns, denn siehe, unser König kommt zu uns, ja Er kommt, der Friedensfürst! „Und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir!" (Jes 60)

Julia

Quelle: Zeitschrift "medjugorje aktuell", Heft Nr. 96.