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Monatsbotschaft vom 25. Juli 2022

Die Gospa ist den Menschen nahe

Die Gospa ist den Menschen nahe in ihrer Mütterlichkeit und Güte. Kardinal Christoph Schönborn spricht über Medjugorje.

Über die Jahreswende 2009/2010 hielt sich der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, zu einem privaten Besuch und einer Begegnung mit der Gemeinschaft „Cenacolo“ in Medjugorje auf. Kardinal Schönborn wollte den Ort sehen, von dem „viele positive Früchte“ ausgegangen sind. Medjugorje sei für ihn etwas wie eine „Schule des normalen christlichen Lebens“. Nach seiner Rückkehr nach Wien betonte der Kardinal: „Es geht dort um den Glauben an Christus, um das Gebet, um die Eucharistie, um gelebte Nächstenliebe, um das Wesentliche im Christentum, um die Stärkung im christlichen Alltagsleben.“ Der Kardinal regte an, das Phänomen Medjugorje zu „entdramatisieren“, in die normale Pastoral zu integrieren und im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils zu studieren.

Das folgende Interview mit Kardinal Christoph Schönborn für die Zeitschriften „Oase des Friedens“ führte Christian Stelzer:
Eminenz, sehr geehrter Herr Kardinal, vor etwas mehr als einem Jahr besuchten Sie Medjugorje, unter anderem auch deshalb, wie Sie sagten, um den Pilgern, die dort Silvester im Gebet verbringen, zu begegnen. Ich durfte Sie auf dieser Reise begleiten und miterleben, von welcher Freude diese Tage in Medjugorje erfüllt waren.
Wenn Sie heute zurückdenken, gibt es Erinnerungen an Medjugorje, an die Sie besonders lebhaft und gerne denken?
Ich erinnere mich eigentlich an alles mit besonderer Intensität, sicher zuerst an die Eucharistiefeier um Mitternacht in der Pfarrkirche von Medjugorje mit ca. 10.000 Pilgern. Den Jahreswechsel auf diese Weise zu begehen, mit Pilgern aus der ganzen Welt, das war sicher etwas Besonderes.
Ich erinnere mich mit großer Dankbarkeit an die Begegnung mit den Franziskanern, dem Pfarrer und den Mitbrüdern. Als Dominikaner habe ich natürlich eine besondere Nähe zu den Franziskanern.
Ich erinnere mich mit ganz besonderer Dankbarkeit an den Weg auf den Podbrodo und auf den Krizevac. Diese beiden wirklich schwer zu erklimmenden Berge - den zweiten, den Kreuzberg, habe ich mit Mutter Elvira von der Gemeinschaft Cenacolo bestiegen -, das waren ganz innige und starke Erlebnisse.
Es hat mich besonders die Gemeinschaft Cenacolo stark beeindruckt, die ich schon lange kenne, aber sie dort zu erleben! Das Dorf der Mütter ist mir in besonderer Erinnerung.
Die Begegnung mit Marija Pavlovic, mit Mirjana, mit Vicka sind mir sehr tief ins Herz gegangen, und ich erinnere mich mit großer Dankbarkeit an die Gastfreundschaft in allen drei Häusern.
Ich erinnere mich mit großer Dankbarkeit an die für mich viel zu kurze Zeit, die ich im Beichtstuhl verbringen konnte, in der langen Reihe der Beichtstühle als einer der Beichtpriester dort sein zu dürfen.
Und ich erinnere mich vor allem und über allem an etwas, was schwer zu beschreiben ist. Das ist das Geheimnis von Medjugorje, warum Menschen dorthin gehen. Das ist das, was ich in Lourdes empfunden habe, in den vielen Malen, die ich dort war: Sie ist da. Die Gospa ist da. Sie ist den Menschen nahe in ihrer Mütterlichkeit, in ihrer Güte. Und ich glaube, das  alle diese Erinnerungen Verbindende ist diese Nähe, die wir natürlich überall erfahren dürfen, überall haben dürfen. Aber es gibt Orte, wo es ganz besonders stark ist. Und ich glaube, das ist das eigentliche Geheimnis von Medjugorje, das ist die Gospa.
Sie haben in Interviews immer wieder erwähnt, dass es Gebetsgruppen in Österreich waren, die Sie als erstes auf Medjugorje aufmerksam gemacht haben.
Was war damals, ganz am Anfang, Ihr erster Eindruck, wenn Medjugorje erwähnt wurde?
Mein allererster Eindruck war, als in den frühen achtziger Jahren die Gebetsgruppe bei den Dominikanern begann - ich bin ja selber Dominikaner und wusste damals noch nichts von Medjugorje -, aber ich habe gesehen, dass Leute hier in einer unglaublich eifrigen Weise gebetet haben, und das Woche für Woche, unermüdlich, das hat stundenlang gedauert, da wurde gebeichtet, gesungen, Rosenkränze wurden gebetet, die Eucharistie gefeiert, die Anbetung - und, irgendwie hatte ich den Eindruck, es wird den Menschen nicht zu viel, es wird ihnen nicht langweilig, sie kommen wieder und wieder, treu, und das ist bis heute geblieben. Und das ist eigentlich auch ein Zeichen der Echtheit. Denn wäre es ein Strohfeuer gewesen, dann wäre es längst schon erloschen.
Medjugorje-Gebetsgruppen gibt es in der Zwischenzeit in ganz Österreich. Ihnen gemeinsam ist in erster Linie, dass die Menschen in ihnen sich an der Hand Mariens um ein eucharistisches Leben bemühen. Immer wieder berichten Medjugorje-Pilger von Heilungen, die ihnen geschenkt wurden. Vor 12 Jahren haben Sie den Verein „Oase des Friedens“, der die Medjugorje-Gebetsgruppen in Österreich geistlich begleitet, kirchlich empfohlen und anerkannt.
Wie beurteilen Sie diese Früchte für die Kirche in Österreich?
Die Früchte, sozusagen den ganzen Früchtekorb, kennt Gott alleine. Aber gelegentlich ist es auch mir geschenkt, Früchte zu erleben, z.B. Priesterberufungen, die eindeutig durch Medjugorje gekommen sind und die auch treu sind und halten.
Ich habe Bekehrungen erlebt: Ich könnte Beispiele von Familien nennen, die nicht nur im Glauben gestärkt worden sind, sondern auch Krisen in beeindruckender Weise überstanden haben. Ich denke an eine Familie - die Ehepartner sagen selbst, dass sie ohne diese Besuche in Medjugorje, als die Kinder noch relativ klein waren, eine Krise nicht gemeinsam überstanden hätten. Heute sind alle Kinder verheiratet, sie praktizieren ihren Glauben und sind der Kirche treu. Vor kurzem sind sie aus einem bestimmten Anlass wieder alle nach Medjugorje gefahren, um zu danken.
Ich könnte Früchte bei Drogenheilungen nennen. Schon vor vielen Jahren habe ich einen jungen Mann kennen gelernt, der mit dem Bus in Medjugorje angekommen ist und von diesem Moment an keine Drogen mehr genommen hat.
Und viele persönliche Erlebnisse. Eines nenne ich unter vielen, die ich erzählen könnte. Ich warte auf einem ländlichen Bahnhof auf einen Zug. Der Stationsvorsteher erkennt mich, kommt heraus und beginnt gleich zu erzählen von seinem Leben: Seine Frau ist an Krebs gestorben, er praktizierte seinen Glauben nicht, er war tief verzweifelt. Freunde haben ihn eingeladen, nach Medjugorje mitzukommen. Er hat gar nicht anders können als mir zu erzählen, wie sehr das sein Leben verändert hat, wie sehr der Glaube, zu dem er gefunden hat, ihn jetzt trägt. Es ist ein Zeugnis unter vielen, die ich geben könnte.
Die Botschaften von Medjugorje sagen an sich nichts Neues - Gebet, Fasten, Umkehr, Versöhnung, Friede. Viele Menschen sehen darin eine Aktualisierung der Botschaft des Evangeliums für unsere Zeit.
Können Sie die Meinung dieser Gläubigen teilen, dass sich der Himmel heute in besonderer Weise der Menschen annimmt?
Ich glaube in dieser besonderen Zeit auch an besondere Hilfen. Gerade wenn ich an Österreich denke, wie viel Glaubenssubstanz in Österreich in den vergangenen Jahren verloren gegangen ist, dann sind wir wirklich auf starke Hilfen des Himmels angewiesen.
Die Botschaften von Medjugorje sind, Gott sei Dank, nicht originell. Denn wenn wir uns vorstellen, dass das irgendwelche Sensationen wären, dann hätte sich das schon längst totgelaufen, denn man kann nicht jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr sensationelle Botschaften haben. Das Interessante für mich ist, dass die Botschaften, so weit ich sie kenne und gelesen habe, ganz einfach sind, sozusagen das ABC des christlichen Lebens: immer die Aufforderung zum Gebet, zur Umkehr, zur Bekehrung, zum Fasten, zur Versöhnung, zum Frieden. Und immer wieder dieses „Danke, dass ihr mich gehört habt“. Und ich denke mir, was immer das endgültige Urteil der Kirche einmal sein wird, eines ist sicher: Weltweit lesen Millionen Menschen diese Botschaften und sehen darin einen Ruf der Muttergottes für ihr Leben. Und wenn sie jeden Monat daran erinnert werden, zu beten, sich zu bekehren, sich zu versöhnen und Maria zu lieben - was kann uns Besseres passieren als das? Ein Schaden ist es sicher nicht. Und deshalb sehe ich in diesen Botschaften so etwas wie eine Alltagsschule der Nachfolge Jesu. Maria bittet ja immer, dass wir auf ihren Sohn schauen sollen, auf ihn hören sollen, ihm nachfolgen sollen. „Tut, was er euch sagt“ - das ist das erste Wort, das wir von Maria zu den Leuten kennen. „Tut, was er euch sagt“, und das ist der Kern der Botschaften von Medjugorje.
Medjugorje, so sagten Sie einmal, ist ein Ort, an den man zurückkehren möchte. Würden Sie sich auch persönlich das wünschen?
Ja.
Vielen Pilgern, die nach Medjugorje gekommen sind, wurden die Menschen vor Ort, die Bewohner von Medjugorje, zu Glaubenszeugen. Ihr Gebet in den Familien, an dem sie besonders in den ersten Jahren Anteil haben durften, wurde für sie zum Beginn ihres eigenen Glaubensweges.
Gibt es eine Botschaft, die Sie den Menschen in der Pfarre Medjugorje und darüber hinaus in Bosnien-Herzegowina und Kroatien mitteilen möchten?
Mich hat beeindruckt, dass sich am Anfang in Medjugorje die Botschaften eigentlich an die Pfarre richten. Und es ist so, als wollte der Himmel damit sagen, dass das Instrument vorbereitet werden muss. Denn wenn dieser Ort eine  Ausstrahlung haben soll, dann müssen die Menschen vor Ort an dieser Ausstrahlung teil haben. Das war das Werk des Pfarrers von Ars, der Gnade mit dem Pfarrer von Ars, dass zuerst Ars sich bekehrt hat. „Ars ne plus Ars“ sagte der Pfarrer von Ars nach einigen Jahren. Ars ist nicht mehr Ars, Ars hat sich geändert. In Medjugorje, so hörte ich, waren die Häuser, die Familien sehr zerstritten. Es gab viel Feindschaft, alte Familienkonflikte. Wie soll dort der Friede, den die Muttergottes, die Königin des Friedens, uns so ans Herz legt, ausstrahlen, wenn die Menschen vor Ort ihn nicht leben? Und darum scheint es mir von einer wunderbaren Pädagogik zu sein, dass die Muttergottes zuerst die Dorfgemeinschaft zubereitet für diesen Dienst, den jetzt die Menschen aus Medjugorje weltweit zu tun haben und auch tun. Und dafür dürfen wir ihnen von Herzen danken, dass sie sich bereitgestellt haben, Instrument für die Königin des Friedens zu sein.

In diesem Jahr, im November, wird es das vierte Mal sein, dass im Stephansdom das Friedensgebet abgehalten werden darf, an dem wieder Seher von Medjugorje dabei sein werden. Für die Erlaubnis, die Sie dafür erteilt haben, möchte ich mich im Namen der Medjugorje-Bewegung ganz herzlich bedanken. Gibt es für Sie einen besonderen Beweggrund, dass Sie den Dom dafür öffnen?
Der Dom ist das Herz Österreichs, kann man wirklich sagen, die Herzkirche Österreichs, gemeinsam mit Mariazell. Und diese große Gebetsbewegung, die so vielen Menschen in diesem Land Segen gebracht hat, die soll auch im Dom Heimatrecht haben. Und daher ist es für mich, und auch für die Dompfarre und das Domkapitel eigentlich eine Auszeichnung, wenn diese Gebetsbewegung sich im Dom sammelt, einmal im Jahr, zu einem großen Dank-, Lob- und Bittgebet. Da haben wir eigentlich zu danken, dass das im Dom möglich ist.

Sehr geehrter Herr Kardinal, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Auch meinerseits, vielen Dank, lieber Doktor Stelzer, lieber Christian. Dank auch der Pfarre, den Gläubigen, den Patres in Medjugorje. Ich denke oft und mit Freude und Dankbarkeit an sie und bin mit dem Herzen und mit dem Gebet oft bei ihnen.

Oase des Friedens Juni 2011