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Monatsbotschaft vom 25. Juli 2022

Zum Phänomen Medjugorje - Teil 1

Der geschichtliche, kirchliche und theologische Kontext der Ereignisse von Medjugorje - von Pater Tomislav Pervan, Medjugorje

Bald werden wir den 30. Jahrestag des Phänomens begehen, das in den Nachmittagsstunden des 24. Juni 1981 begann. Ein Phänomen, das die Geister bis zum heutigen Tag nicht zur Ruhe kommen lässt. Ein Phänomen, das Wiederstände hervorruft, das seine eifrigen Befürworter, aber auch scharfe Gegner hat. Jene, die mit ganzem Herzen zu diesem Ereignis, zum Phänomen, stehen, es – erfüllt mit innerem Glaubensstolz, wegen einer konkreten Erfahrung -, fördern, verherrlichen, loben, aber genauso auch Gegner, die weder Art und Weise noch Mittel scheuen, um alles, was mit dem Namen und dem Begriff „Medjugorje“ verbunden ist, her abzutun. Es ist daher sehr entscheidend, an das Phänomen in seinen Anfängen – in den ersten entscheidenden Tagen – heranzutreten und den geschichtlichen und kirchlichen Kontext sowie den Glaubenszusammenhang der Ereignisse von Medjugorje zu berücksichtigen, indem man alle Faktoren einbezieht, die irgendeine Rolle im Zusammenhang mit diesen Ereignissen gespielt haben oder die wir in irgendeine äußere oder innere Verbindung damit bringen können.
Das Phänomen selber habe ich schon von seinen Anfängen an aus der Nähe begleitet. Am Anfang zweifelnd gewann ich die innere Gewissheit, dass die Jugendlichen aus Bijakovici nicht lügen, dass sie etwas Starkes erfasst und aus ihrem Alltag gerissen hat, und dass sie sich in ihren Überzeugungen nicht verwirren ließen und für sie auch zu sterben bereit waren.
Der Beginn der Ereignisse
Nicht selten behauptet man, dass Pater Jozo Zovko, der damalige Pfarrer, all dies in Medjugorje fabriziert und manipuliert hat. Das ist eine notorisch falsche Schlussfolgerung und eine totale Unterstellung. Pater Jozo kam zirka acht Monate vor dem Beginn der Erscheinungen in die Pfarre, etwa im November 1980, gemeinsam mit Pater Zrinko Cuvalo. Beide waren hier ganz neu und unbekannt in der Pfarrei. Ihre Vorgänger, Pater Luka Susac und Pater Jozo Jolic, waren mit dem Volk verwachsen gewesen und die Neuen brauchten Zeit, um heimisch zu werden. Sie konnten die Pfarrei nach acht Monaten Aufenthalt noch nicht so gut kennen. Pater Jozo kannte die Seher überhaupt nicht. Eine von ihnen, Mirjana Dragicevic, lebte in Sarajevo und kam nur im Sommer während der Schulferien zu ihren Verwandten hierher. Als er in die Pfarrei kam, fand Pater Jozo den Pfarrhof in einem äußerst desolaten Zustand, und er begann sofort, mit der Planung des Baus eines neuen Pfarrhofs. Zu diesem Zweck engagierte er auch einen Architekten und kaufte Material, besonders für die Wasserzuleitung, die Heizung und den Strom. Er hatte zwar eine kleine Gebetsgruppe, die im Mai 1981 in Split bei Prof. Dr. Tomislav Ivancic gewesen war. Von dorther kannte ich alle jungen Leute aus dieser Gemeinschaft, als ich als Pfarrer herkam. Aber keiner der Seher war in dieser Gebetsgruppe oder bei diesem Seminar, die Mitglieder dieser Gebetsgruppe waren in der Abschlussklasse der Mittelschule. Sie sind mit ihren Familien als Gläubige in der Pfarrei auch heute noch aktiv.
Pater Jozo war aber auch in dem Augenblick, als sich die erste Erscheinung ereignete, am Mittwoch, dem 24. Juni, nicht in der Pfarre. Da er ein hervorragender Katechet war, wurde er engagiert, bei der Vorbereitung der katechetischen Handbücher, gemeinsam mit Dr. Josip Baricevic „TOR“, in Zagreb mitzuwirken. Deshalb fuhr er am Montag nach Zagreb, wo er auch eine geistliche Erneuerung bei den Schwestern im Kloster Ivancic  hielt. Er blieb die ganze Woche dort und kehrte am Samstagnachmittag nach Hause zurück. Die ersten vier Tage vergingen also ohne Pater Jozo Zovko. Er war selber überrascht, als er nach der Rückkehr aus Zagreb seine kranke Mutter Milka im Krankenhaus in Mostar besuchte und von einer Frau aus der Pfarrei (Draga Ivankovic) hörte: „Pater Jozo, bei uns erscheint die Gospa, und Sie sind nicht da!“ Von daher ist eine Manipulation durch ihn ausgeschlossen.
Vielleicht war Pater Jozo von seiner Spiritualität her den Erscheinungen zugetan, denn als Kind wurde er auf die Fürsprache der Gospa von Lourdes von einer schweren Augenkrankheit geheilt. Er war marianisch ausgerichtet, aber er hatte am Anfang mit den Sehern keine Verbindung, weder kannte er sie, noch hat er sie angeleitet. Alle außer Mirjana, die durch ihre Eltern Wurzeln in Bijakovici hatte, aber in Sarajevo geboren wurde. Der Vater von Ivanka Ivankovic arbeitete in Deutschland. In der Zwischenzeit baute er ein Haus in Mostar, sodass Ivanka die achtklassige Volksschule dort beendete. Nur im Sommer war sie bei ihrer Großmutter in Bijakovici. Podbrdo war so etwas wie der Blinddarm in der ganzen Pfarrei, von ihren Häusern führte kein Weg mehr weiter, außer irgendwelchen Pfaden zum Berg Crnica. Die Ortsbewohner waren Arbeiter und Bauern, die ums Überleben kämpften.
Pater Zrinko war äußerst natürlich, ein wenig rustikal, wortkarg, aber ein herzensguter Priester, der seine ganze Freizeit im Garten verbrachte; er war kein Mensch der Bücher. In jeder Pfarrei, wo er war, pflanze er Obstbäume und Weingärten. So war es auch hier. Er setzte sofort Obstbäume in der Nähe des Pfarrhofes, die geistlichen Dinge überließ er Pater Jozo. Wenn die Rede auf die Erscheinungen kam, winkte er am Anfang nur ab. Er hielt nichts von Kindergeschichten. In den Kindern sah er hauptsächlich kindische junge Menschen, die von irgendetwas begeistert sind. Er glaubte ihnen nicht.
Die Kinder – später Seher – wurden an diesem Nachmittag des 24. Juni 1981 aus ihrer Lebensspur herausgeworfen. Von da an begann für sie ein klarer Einschnitt, den sie nicht erwartet, den sie sich nicht gewünscht hatten. Sie waren äußerst bestürzt und überrascht, im ersten Augenblick äußerst ängstlich. Von anderen Erscheinungen hatten sie fast noch nicht gehört, außer vielleicht von Lourdes. Wir wissen nicht, was sich in diesen Augenblicken in ihren Köpfen abspielte, wir sehen und wissen nur eines: Seither treten sie überzeugend auf, geben Zeugnis, unerschrocken, trotz aller Drohungen und Einschüchterungen. Und gerade diese ersten Tage waren in allem entscheidend.
Wäre ich persönlich von irgendeiner Manipulation von außen überzeugt gewesen, hätte ich keinen Augenblick gezweifelt, alles zu verneinen, denn ich bin von Natur aus kritisch und misstrauisch. Da ich vom sechsten Tag, dem 30. Juni an, als ich sie zum ersten Mal sah und kennenlernte, die Ereignisse und das Benehmen dieser Jugendlichen begleitete, kann ich mit Sicherheit sagen, dass die damaligen Teenager nicht gelogen haben, weder am Anfang noch später.
Vor diesem Tag gelang es mir nicht, sie kennenzulernen, denn in der Woche, als die ersten Erscheinungen waren, waren wir mit Novizen auf einem Ausflug in den Klöstern von Bosna Srebrena. Wir kehrten erst am Samstag, dem 27. Juni, spätabends nach Humac, in das Kloster und Noviziat zurück. Am Sonntag, den 28. Juni hatte ich die Frühmesse in Ljubuski. Dabei erwähnte ich die Berichte von den Erscheinungen in Bijakovici und sagte in etwa so, dass wir alle vorsichtig sein müssen, dass wir unseren Glauben nicht in den Bereich der Märchen bringen dürfen und uns die Kommunisten dann verspotten, dass wir nicht Zeichen suchen dürfen, sondern lieber ein Zeichen in der Welt sein sollen; und ich gab ihnen den Rat des Gamaliel: „Wenn es von Gott ist, wird es Bestand haben, wenn es nicht von Gott ist, wird es vergehen!“ Warten wir auf Entwirrung, fasten und beten wir um die Unterscheidung der Geister.
Am ersten Tag der Erscheinungen sind die Seher erschrocken davongelaufen. Sie sahen im Licht eine Erscheinung auf dem Berg, die ihnen zuwinkte, die sie rief. Zuerst Ivanka und Mirjana, dann auch die anderen, nämlich Milka Pavlovic, Vicka Ivankovic, Ivan Ivankovic und Ivan Dragicevic. Alle hatten Angst, sie erzählten es in ihren Familien, aber niemand glaubte ihnen. Die Nachricht verbreitete sich im Dorf. Am zweiten Tag wurden sie von einer unsichtbaren Kraft von dem Lichtphänomen angezogen, diesmal gingen sie ohne Milka und Ivan Ivankovic, aber es kamen Marija Pavlovic, die Schwester von Milka und der kleine Jakov Colo, das einzige Kind seiner Mutter Jaka, einer schon älteren Frau, dazu. Schon am vierten Tag, Samstag, mischte sich die Polizei von Citluk in die ganze Sache ein. Sie hat an diesem Nachmittag dann auf eigene Faust die Kinder aufgelesen und sie in die Ambulanz nach Citluk gebracht, um sie zu untersuchen, ob sie gesund und normal seien. Die Ärzte (Dr. Ante Vujevic und Dr. Darinka Glamuzina)  konnten keine pathologischen Veränderungen feststellen. Am Montag, dem Fest des hl. Petrus, fuhren zwei Autos vor ihrem Haus vor, eines von der Miliz und eines von der Ambulanz. Sie holten die Kinder und brachten sie nach Mostar zur psychiatrischen Untersuchung (Dr. Dzudza), und danach brachte man sie in die Leichenhalle, um sie zu erschrecken. Aber alle Befunde waren normal. Es war also keine Krankheit im Spiel. All das tat die Polizei auf eigene Faust, gesetzwidrig, ohne Erlaubnis ihrer Eltern, die sie hätten fragen müssen, denn die Kinder waren alle minderjährig.

Pater Tomislav Pervan - ehemaliger Provinzial

Quellennachweis:  Gebetsaktion Wien II/2011