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Monatsbotschaft vom 25. Juli 2022

Interview - Kardinal Schönborn

„Die Pilger sollen geistlich begleitet werden“ - nachstehend können Sie den Wortlaut des Interviews von „Vecernji list“ (Zagreb) mit Kardinal Christoph Schönborn in Medjugorje, lesen.

Sie wären nach Medjugorje gekommen, um der Mutter des Herrn nahe zu sein, haben Sie, Eminenz, bei der Mitternachtsmesse gesagt. Diese Worte haben ein sehr großes Echo ausgelöst. Wie haben Sie das gemeint, Herr Kardinal?
"Ich kann nicht übersehen, dass die vielen Menschen, die seit bereits 28 Jahren nach Medjugorje kommen, hier in besonderer Weise eine Nähe der Muttergottes erfahren.
Ich war selber vorher noch nie in Medjugorje. Aber ich habe durch viele Jahre, vor allem seit ich Bischof geworden bin im Jahr 1991, in Österreich, und speziell in unserer Diözese in Wien, ganz evidente Früchte gesehen. Ich nenne ein paar Beispiele, die für mich sozusagen handgreiflich sind.
Das sind etwa Priesterberufungen. Eine ganze Reihe unserer jungen Priester sind zu ihrer Priesterberufung vielleicht nicht ausschließlich, aber doch im Zusammenhang und zum Großteil durch Medjugorje gekommen.
Das Zweite sind die Bekehrungen. Mich fasziniert, wie das durch alle Bevölkerungsschichten geht: von hohen Adelsfamilien, über Industrielle, bis hin zu ganz einfachen Leuten. Bei meinem Flug über Zagreb nach Split hat mich der Sicherheitsbeamte in Wien gefragt, wohin ich fliege. Ich sagte ihm: „Ich fliege nach Split, und fahre dann weiter nach Medjugorje.“ Da hat er gestrahlt und sofort von seiner Bekehrung in Medjugorje angefangen zu erzählen. Vor einigen Wochen, auf einem kleinen österreichischen Bahnhof, hat der Bahnhofsvorstand mich erkannt und er begann mir sofort von seiner Geschichte zu erzählen: Seine Frau ist an Krebs gestorben. Er war verzweifelt. Freunde nahmen ihn mit nach Medjugorje, und seither hat er zu einem ganz lebendigen und freudigen Glauben gefunden.
Ein drittes Beispiel sind die Heilungen. Ich erinnere mich an einen schwer drogensüchtigen jungen Mann, der mir erzählte, wie ihn Freunde fast gezwungen haben, mitzukommen nach Medjugorje. Und er berichtete mir, wie der Bus nach  Medjugorje hereingefahren ist, hat er gespürt, wie etwas mit ihm geschehen ist. Er erfuhr, was sehr außergewöhnlich ist, fast momentan eine Heilung von der Drogenabhängigkeit, obwohl wir wissen, wie schwer es ist, von der Droge loszukommen.
Ein viertes Element: Das sind die Gebetsgruppen. Ich kenne die Medjugorje-Gebetsgruppe von Wien schon aus der Zeit, bevor ich Bischof wurde. Das muss schon Mitte der  achtziger Jahre gewesen sein. Uns Dominikanern ist auf jeden Fall aufgefallen, dass diese Menschen stundenlang beten und die Kirche immer voll ist. Die Dominikanerkirche in Wien ist selten voll. An diesen Donnerstagabenden war sie immer ganz voll. Und diese Treue der Menschen zum Gebet hat bis heute angehalten.
Also wenn ich das alles zusammen nehme, dann muss ich sagen: Jesus hat gesagt, ein schlechter Baum bringt keine guten Früchte. Wenn also die Früchte gut sind, dann muss wohl auch der Baum gut sein.
Die Pilger erwarten eine Botschaft vom Heiligen Stuhl, und Sie selbst haben gesagt, dass Medjugorje für Sie ein Wunder ist. Vor kurzem kündigte der Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, die Gründung einer internationalen Kommission an, die das Phänomen überprüfen soll. Was wissen Sie darüber und wie blicken Sie auf diesen Wunsch nach Anerkennung der Ereignisse von Medjugorje?
Ich habe keine Detailkenntnis über diese Kommission, das ist auch nicht meine Aufgabe. Aber ich habe mich immer an die offizielle Position der ehemaligen Jugoslawischen Bischofskonferenz und der vatikanischen Glaubenskongregation gehalten. Diese Position habe ich immer für vernünftig, klug und mütterlich gehalten, also für eine weise Haltung der Kirche. Sie kennen diese Position, und ich erinnere noch einmal an die drei Aussagen über Medjugorje:
Die erste betrifft die Phänomene. Da ist die Position der Jugoslawischen Bischofskonferenz von 1991 und der römischen Glaubenskongregation eindeutig: „Non constat de supernaturalitate.“
Ich bin selber Dogmatiker und war Professor für Dogmatische Theologie. „Non constat de supernaturalitate“ heißt, die Kirche hat noch kein endgültiges Urteil über die Übernatürlichkeit der Phänomene ausgesprochen. Sie hat weder gesagt: „Constat de non supernaturalitate“ noch hat sie gesagt: „Constat de supernaturalitate“. Das heißt, sie hat weder die Übernatürlichkeit verneint, aber sie hat sie auch nicht bejaht. Das heißt im Klartext: Diese Phänomene sind noch nicht von der Kirche beurteilt worden, und ich denke persönlich, dass das auch richtig so ist. Aus einem ganz einfachen Grund: Solange die Phänomene andauern, wird die Kirche wohl schwerlich ein endgültiges Urteil abgeben.
Nun sind aber die Phänomene sicher der Ausgangspunkt von Medjugorje. Damit hat es begonnen, mit den Aussagen der Kinder, dass sie die Muttergottes gesehen haben, und mit den Botschaften, die die Kinder bekommen haben. Aber was sich dann entwickelt hat, ist ein zweites Phänomen, und damit befasst sich die zweite Aussage der jugoslawischen Bischöfe und der Glaubenskongregation. Da ist die Tatsache, dass von Anfang an unglaubliche Pilgerströme nach Medjugorje gekommen sind; dass sich ein intensives Gebetsleben entwickelt hat, dass viele soziale Werke hier entstanden sind, dass sich konkrete Formen der Wallfahrt herausgebildet haben. Und das stellt für die Kirche eine ganz praktische Herausforderung dar.
Deshalb haben schon die Bischöfe des ehemaligen Jugoslawiens im Jahr 1991 gesagt, dass es keine offiziellen Wallfahrten geben darf. Also kann ich nicht und habe es auch nicht vor, mit einer Diözesanwallfahrt nach Medjugorje zu gehen, wie wir das für Rom und das Heilige Land gemacht haben. Aber es ist nie verboten worden von der Bischofskonferenz oder von Rom, dass Pilger nach Medjugorje gehen.
Und hier bin ich bei der dritten Aussage. Und die scheint mir besonders wichtig zu sein für uns Bischöfe: Die Pilger sollen geistlich betreut, geistlich begleitet werden. Ich sehe meine Aufgabe als Erzbischof von Wien genau darin: Wenn ich als Bischof sehe, dass aus meiner Diözese Hunderte, Tausende Menschen nach Medjugorje pilgern, dass Gebetsgruppen entstehen, dass Priesterberufe kommen, dass Bekehrungen geschehen, dann muss ich als Bischof schauen, dass diese Pilger auch eine gute Begleitung haben. Deshalb habe ich in all den Jahren etwa die „Oase des Friedens“ unterstützt, eine Gebetsgemeinschaft in Wien, die aus Medjugorje entstanden ist, oder die Arbeiten von Seminaristen, die sie über Medjugorje geschrieben haben.
Ich denke, das betrifft uns Bischöfe aus der ganzen Welt, wo Pilger nach Medjugorje pilgern: dass sie eine gute pastorale Begleitung haben. Und dazu habe ich auch immer Bischöfe ermutigt in den Diskussionen über Medjugorje: Bitte begleitet gut die Pilger!"
 
Sie sind persönlich den Sehern begegnet. Sie waren auf dem Erscheinungsberg und auf dem Kreuzberg. Wie waren Ihre Eindrücke?
"Ich würde mit ein wenig Humor sagen: die Muttergottes hat sich nicht die einfachsten Berge ausgesucht. Wie ich aber immer wieder betont habe, fasziniert mich an Medjugorje die Kohärenz mit anderen großen Marienorten. Ich habe immer wieder gesagt, dass es so etwas wie eine „Grammatik der Marienerscheinungen“ gibt, einen gewissen Stil, der offensichtlich mit der Muttergottes selber etwas zu tun hat. Ich nenne nur drei Elemente:
Fast immer richten sich Marienerscheinungen an Kinder. Das sind keine superbegabten oder besonders fromme, sondern ganz gewöhnliche Kinder. Bernadette konnte nicht lesen und schreiben. Sie war 14 Jahre alt. Das ist ähnlich hier.
Das Zweite: Maria gibt Botschaften durch Kinder. Das ist für manchen Bischof vielleicht ein bisschen kränkend. Warum kommt die Muttergottes nicht ins Haus des Bischofs? Warum kommt sie auf einen steinigen Berg oder in eine Grotte neben einem Fluss oder ins Gestrüpp, wie in Fatima? Das ist doch ganz unpraktisch. Und sie gibt Botschaften durch Kinder, weil die Kinder offenbar unkompliziert sind.
Und als drittes Element: Wenn Maria erscheint, hat sie offenbar ein Programm damit. In Fatima erscheint sie vor der russischen Revolution und hat eine Botschaft für Russland. In Lourdes erscheint sie in einem Moment, wo der Rationalismus an einem Höhepunkt ist. In Medjugorje erscheint sie in der kommunistischen Zeit, in einem Moment, als man noch nicht ahnen konnte, dass Jugoslawien zerbrechen wird, an einem Ort, wo Katholiken, Orthodoxe und Muslime noch zusammenlebten. Und sie zeigt sich uns unter dem Namen „Königin des Friedens“. Fast genau zehn Jahre später bricht der erste der vier Balkankriege aus. Ihre Botschaft ist Frieden durch Versöhnung und Gebet. Das hat doch eine starke Glaubwürdigkeit. Wir könnten jetzt noch weiter zurückgehen nach Guadalupe in Mexiko, als die spanische Eroberung in Amerika begann. Die Muttergottes erschien dort einem Indio, und dieser Mann musste zum Bischof gehen und ihm sagen, was er tun soll. Dasselbe ist an anderen großen Marienwallfahrtsorten zu beobachten: Die Menschen kommen in großer Zahl und es wird ein Zentrum des Friedens und der Inkulturation. Ich denke, die Theologen müssten genauer die Grammatik, die Syntax der Marienerscheinungen studieren und in diesem Kontext auch das ganze Phänomen Medjugorje betrachten."

In Medjugorje wird unermüdlich um den Frieden gebetet. Aber in Bosnien und Herzegowina, wo die Kroaten und Katholiken die kleinste Gruppierung darstellen, gibt es viele Probleme. Was würden Sie den Politikern und der internationalen Gemeinschaft raten, deren Vertreter jetzt Valentin Inzko ist?  "Das Problem ist, dass sehr viele Kräfte hier herein spielen, und dass es einem kleinen Land wie Bosnien und Herzegowina schwer fällt, die internen Probleme ungestört zu lösen.
Eines ist sicher: Dauernden Frieden gibt es nur bei einer gerechten Ordnung. Und das ist eine Herausforderung jetzt speziell für die europäische Politik. Ich habe vor kurzem mit Valentin Inzko gesprochen und bin sehr froh, dass er diese Aufgabe hat, und hoffe auch, dass er die Unterstützung der Europäischen Union bei seiner Aufgabe bekommt. Ich bin mir sicher, dass das, was hier in Medjugorje geschieht, zum Frieden beiträgt, schon ganz praktisch deswegen, weil Menschen aus der ganzen Welt hierher ins Herz der Herzegowina kommen.
Wenn ich es humorvoll sagen darf: So bekannt war die Herzegowina noch nie in der ganzen Welt. Wer hat in Korea von der Herzegowina gewusst? Aber schauen Sie, wie viele Koreaner nach Medjugorje kommen. Das ist eine Hoffnung, dass diese Menschen auch Botschafter in ihren Ländern sind für die Friedenssehnsucht von Bosnien und Herzegowina.
Und ein Zweites: Ich glaube, wenn an einem Ort so viel für den Frieden gebetet wird, dann ist das sicher auch ein großer Segen für das ganze Land.
Und ein Drittes: Die „Kraljica Mira“, die Königin des Friedens, wird hier in allen drei Religionen verehrt. Die Orthodoxen haben eine lange Tradition der Marienverehrung. Und der Islam kennt kaum eine andere Gestalt der christlichen Tradition, die so verehrt wird wie Maria. Und für die Katholiken, gerade für die kroatische Minderheit in diesem Land, ist es ein großer Trost, dass Maria ihnen in besonderer Weise nahe ist. Maria ist wohl wie keine religiöse Gestalt völkerverbindend. Ich denke, da gibt es niemand Vergleichbaren."

Quellennachweis: www.medjugorje.hr